Weihnachtskrippe in Susice / Schüttenhofen zeigt ein Stück der Böhmerwald-Geschichte
Innerhalb eines knappen Jahres ist eine der größten mechanischen Weihnachtskrippen in Tschechien entstanden. Seit dem Herbst des vergangenen Jahres kann man diese Weihnachtskrippe im Museum der Böhmerwald-Stadt Susice / Schüttenhofen besichtigen. Die Größe der Weihnachtskrippe ist beachtenswert: Sie ist 5 Meter lang, 3,5 Meter tief und 2,8 Meter hoch.
Innerhalb eines knappen Jahres ist eine der größten mechanischen Weihnachtskrippen in Tschechien entstanden. Seit dem Herbst des vergangenen Jahres kann man diese Weihnachtskrippe im Museum der Böhmerwald-Stadt Susice / Schüttenhofen besichtigen. Die Größe der Weihnachtskrippe ist beachtenswert: Sie ist 5 Meter lang, 3,5 Meter tief und 2,8 Meter hoch. Auf einer Fläche von mehr als 16 Quadratmetern befinden sich 35 Objekte, 150 fest stehende und 150 bewegliche Figuren. Die Weihnachtskrippe ist das Werk von zwei böhmischen Holzschnitzern, von Karel Tittl aus Horska Kvilda / Innergefild und Pavel Svoboda aus Susice. Zur Entstehung der Weihnachtskrippe sagte Karel Tittl:
"Auf die Idee sind wir gekommen, nachdem wir erfahren hatten, dass es einst eine Weihnachtskrippe in Susice gegeben hat. Herr Klas vom Bürgerverein ´Prazsky Susican´ erinnerte sich daran, sie vor fast sechzig Jahren im Maßhaus des Museums gesehen zu haben. Er fing an, nach der Weihnachtskrippe zu suchen, aber niemand wusste, was mit ihr passiert ist. Sie war einfach weg."
Karel Tittl traf mit Pavel Svoboda zusammen, der sowohl malen als auch Holz schnitzen kann. Beide entschieden sich Ende 2003, eine Weihnachtskrippe für die Bürger von Susice zu schaffen. Tittl schilderte, dass man zuerst alle Parameter gut ausrechnen musste. Für Pavel Svoboda, der gelernter Schlosser ist, war die mechanische Anlage kein großes Problem:"Ich hatte es schon vorher ausprobiert, mechanische Weihnachtskrippen zu konstruieren. Diese Weihnachtskrippe war eigentlich längst in meinem Kopf entstanden. Schon als ich vor Jahren meine erste so genannte Kasten-Weihnachtskrippe schuf, gehörte wenigstens ein sich drehendes Mühlrad dazu. Wir wollten, dass sich die Figuren der neuen Weihnachtskrippe von Susice bewegen und dass die Krippe untraditionell ist."
Die beiden Holzschnitzer haben ihren Vorschlag der Stadtvertretung von Susice unterbreitet, und die stimmte diesem zu. Beide Seiten vereinbarten einen eher symbolischen Preis dafür, denn die Holzschnitzer wollten ihre Idee unbedingt in die Tat umsetzen. Karel Tittl erzählt über die Anfänge:"Wir mussten mit dem Bau von oben beginnen, denn sonst kann man über die unteren Etagen nicht weiterkommen. Die Grundlage der klassischen Krippe stellen die 34 Zentimeter hohen Figuren der heiligen Familie und deren Begleitung dar. Daran habe ich mit meinem Sohn ungefähr zwei Monate lang gearbeitet. Wir hatten schon eine obere Etage samt aller Bauten fertig - unter anderem die Burg Kasperk und den Daniels Hof, als die letzten Figuren für die unten platzierte klassische Krippe geschnitzt wurden."
Über der Krippe mit dem Jesuskind und den typischen Figuren, die in keiner Weihnachtskrippe fehlen dürfen, bietet sich dem Besucher sowohl ein Blick in die Geschichte von Susice als auch die der Umgebung an. Pavel Svoboda dazu:
"Ich hatte meine Vorstellung davon, was da alles zu stehen hat. Ich wollte keine Weihnachtskrippe kopieren. Da es die Weihnachtskrippe von Susice ist, sollte sie sowohl das historische Susice als auch Einblicke in das Leben im Böhmerwald darstellen. Die für den Böhmerwald typischen Handwerke sollten ebenfalls nicht fehlen. Einst wurde bei Kasperske Hory / Bergreicheinstein nach Gold gegraben. Deshalb mussten die Goldgräber mit ins Bild genauso wie die Holzfäller, denn die Holzverarbeitung ist charakteristisch für den Böhmerwald. Dazu gehören die Flösse auf dem Fluss sowie die Holzschwemme auf dem Schwarzenbergkanal. Man darf auch die Glashütten sowie die Papierfabrik nicht vergessen. Und zu Susice gehört schließlich die Streichholzherstellung, die 1839 von Vojtech Scheinost begründet wurde."Ein passionierter Böhmerwaldfan kann vor der Weihnachtskrippe recht lange verweilen, und bei seiner Bewunderung für die feine Holzschnitzerarbeit kann er gleichzeitig seine Kenntnisse über die Sehenswürdigkeiten des Böhmerwalds testen. Ich ließ mich bei der Besichtigung von Karel Tittl führen:
"Unten ist natürlich die eigentliche Weihnachtskrippe platziert: die heilige Familie, die mit Geschenken herbeieilenden Menschen, und so weiter. Die Dominante der Etage darüber ist der geschnitzte Marktplatz von Susice mit seinen herrlichen historischen Häusern und mit der St. Wenzelkirche. Wir haben dort auch das Gebäude der Synagoge hinzugefügt, ein Gebäude, das heute nicht mehr steht und von dem viele Stadtbewohner nichts mehr wissen. Und darüber sieht man die Gemeinde Prasily / Stubenbach, die Glashütte in Annin / Annatal und die Kirche von Mourenec / St. Maurentzen. Weiter oben sieht man entsprechend der Meereshöhe: die Burg Kasperk / Karlsberg und die Kapelle von Knizeci Plane / Fürstenhut, vor der der Pfarrer eine Messe liest. Hier ist auch der Daniels Hof zu sehen. Das ist der Hof, auf dem der Böhmerwald-Schriftsteller Karel Klostermann oft zu Besuch bei seinem Onkel Daniel weilte." Auf der linken Seite der Krippe kann man die Forstarbeit besichtigen. Hier wird die Holzbeförderung bis zum Sägewerk detailliert dargestellt. Wo suchten die beiden Holzschnitzer nach Inspiration, als sie die einzelnen Sehenswürdigkeiten beziehungsweise die Holzarbeiter, Goldgräber und Glasmacher lebendig darzustellen versuchten? Karel Tittl sagte dazu:"Wir hatten keine Ansichtskarten oder Bilder als Vorlage zur Verfügung. Vieles haben wir mit der Museumsdirektorin und mit der Bürgermeisterin von Susice konsultiert. Vom Museum bekamen wir mehrere Dokumente als Inspiration, einiges haben wir in Bibliotheken gefunden. Und etwas hatten wir selbst im Kopf. Ich stamme nicht aus Susice, sodass es für mich nicht einfach war, aber mit der Zeit haben wir schon viel über die Stadt gelernt."
Die Weihnachtskrippe wurde aus Lindenholz geschnitzt, sowohl die Figuren als auch die einzelnen Häuser. Pavel Svoboda erzählte, dass sich in der Stadt inzwischen die Stimmen gemehrt haben, die sich noch eine Sehenswürdigkeit in der Weihnachtskrippe wünschen würden: die Burg Velhartice / Welhartitz. Sie könnte die Burgen Rabi und Kasperk, die auch nur unweit von Susice liegen, eindrucksvoll ergänzen. Dies wäre jedoch Svoboda zufolge ein Problem, denn so viel Platz gibt es in der Weihnachtskrippe nicht mehr, um die Burg in einer der umliegenden Häuser entsprechenden Größe installieren zu können. Die Weihnachtskrippe, die man seit November des vergangenen Jahres im Museum in Susice besichtigen kann, ist innerhalb kurzer Zeit zu einer recht populären Sehenswürdigkeit der Stadt geworden. Über einen Mangel an Besuchern kann das Museum also nicht klagen. Karel Tittl schwärmte:"Die Reaktionen der Besucher waren bisher positiv. Pavel Svoboda und ich haben die Kosten für die Weihnachtskrippe zum Teil selbst übernommen. Denn als sich die Arbeiten dem Ende näherten, wussten wir, dass die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel bereits ausgeschöpft waren. Aber wir wollten die Arbeit unbedingt vollenden. An meinem Haus in Horska Kvilda führt eine Loipe vorbei, und es kam mehrmals vor, dass an mir Touristen vorbei liefen und sie mir zuriefen: ´Herr Tittl, vielen Dank für die Weihnachtskrippe.´ So etwas erfreut einen sehr. Nachdem auch ein Dokumentarfilm über die Weihnachtskrippe gezeigt wurde, bekam ich viele wunderbare Briefe. Diese Genugtuung ist ungeheuer groß für mich."Mehr über die Öffnungszeiten des Museums in Susice erfahren Sie unter: www.sweb.cz/muzeum.sumavy www.sumavanet.cz/icsusice
Foto: Martina Schneibergová