Weiter Streit um die Borkenkäfer-Plage im Böhmerwald

Borkenkäfer (Foto: ČTK)

Der Orkan Kyrill richtete Anfang vergangenen Jahres im Böhmerwald große Schäden an. Im Nationalpark sind die umgestürzten Bäume nun stark vom Borkenkäfer befallen. Über die Bekämpfung des Schädlings tobt mittlerweile ein Streit zwischen Experten und Politikern gleichermaßen.

Böhmerwald
Eine Million Bäume fielen im Nationalpark Böhmerwald dem Orkan Kyrill zum Opfer. Der Sturm war im Januar 2007 über Europa hinweggefegt und hatte eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Im Schadholz breitete sich der Borkenkäfer rasch aus.

Nun haben 20 Senatoren Premierminister Mirek Topolánek aufgefordert, die Regierung mit der Lösung des Problems zu beauftragen. Ihrer Meinung nach schenkt Umweltminister Martin Bursík von den Grünen der Borkenkäfer-Frage nicht genügend Aufmerksamkeit. Unter den Unterzeichnern der Resolution finden sich oppositionelle Sozialdemokraten ebenso wie Angehörige der regierenden Bürgerdemokraten und der Christdemokraten. Einer der Initiatoren des Antrags an Regierungschef Topolánek ist der bürgerdemokratische Senator und Bürgermeister von Hluboká nad Vltavou, Tomáš Jirsa:

„Zweihundert Jahre lang haben wir den Wald vor dem Borkenkäfer geschützt. Und jetzt, von einem Tag auf den anderen, stoppt man diesen Schutz und lässt den wertvollsten Teil des Böhmerwaldes vertrocknen. Uns Politikern ist der Geduldsfaden gerissen. Man müsste selbstverständlich generell darüber entscheiden, wie es mit dem Böhmerwald weitergeht. Denn, dass man nichts gegen den Borkenkäfer unternimmt, dass man den Böhmerwald vertrocknen lässt, ist eine Entscheidung fundamentalistischer Naturschützer, einer sehr kleinen Gruppe von Leuten. Die politische Meinung ist eine ganz andere.“

Borkenkäfer  (Foto: ČTK)
Auch der Hauptmann des Südböhmischen Kreises, Jan Zahradník, sprach sich im Tschechischen Fernsehen für Maßnahmen gegen den Borkenkäfer aus: Umweltschützer und Grünen-Politiker hingegen wenden sich gegen jeden Eingriff in der am strengsten geschützten Zone des Nationalparks.

„Das Fällen von Bäumen ist ein schwerer Eingriff in die Fähigkeit des Waldes, sich selbst zu regenerieren. Genau zum Schutz dieses Systems wurde der Nationalpark eingerichtet. Der Käfer bedroht die Bäume, das Holz, aber auf keinen Fall den Wald als Ökosystem. In den übrigen Schutzzonen, die an den wirtschaftlich genutzten Wald angrenzen, steht die Notwendigkeit zur Bekämpfung des Borkenkäfers außer Streit. Da stellen auch wir sie nicht in Frage.“

So der stellvertretende Vorsitzende der Grünen in Südböhmen, Jiří Guth. Umweltschützer weisen darauf hin, dass genau so im benachbarten Nationalpark Bayerischer Wald gehandelt werde. Im Umweltministerium sieht man jedenfalls keinen Grund dafür, das Borkenkäfer-Problem zur Chefsache zu erklären und von der gesamten Regierung behandeln zu lassen. Durch den Brief der Senatoren liegt die Entscheidung jetzt aber bei Premier Mirek Topolánek.

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