Weiterer tschechischer Satellit ins All geschossen – Vorbereitung für die Mondmission der ESA
Im Weltall befindet sich ein weiterer tschechischer Satellit. Mit ihm soll unter anderem Technik überprüft werden, die die Europäische Weltraumorganisation ESA bei ihrem Mondprojekt nutzen will.
Der neueste tschechische Satellit befand sich an Bord der SpaceX-Rakete Falcon 9, die am Dienstag auf Cape Canaveral gestartet ist. Es handelt sich um eine würfelförmige Sonde mit Standardmaßen, konkret zehn Zentimetern Kantenlänge. BDSat-2 heißt der Satellit und wurde vom Forschungszentrum Ceitec in Brno / Brünn in Zusammenarbeit mit den Firmen BD Sensors und Spacemanic entwickelt. Nach Informationen der BDSat-Website wurde die Sonde knapp eine Stunde nach dem Start ins All entlassen und sendet seitdem Daten. Martin Šimoník von BD Sensors sagte dazu in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Mit dem Satelliten soll geprüft werden, ob unsere speziell entwickelten Drucksensoren auch im Weltall funktionieren. Denn die Europäische Weltraumorganisation will diese Sensoren für die Temperaturregelung in der neu geplanten Raumstation Space Gateway nutzen, die um den Mond fliegen soll.“
Den offiziellen Informationen nach ist dies aber nicht der hauptsächliche Zweck von BDSat-2. Denn eigentlich handelt es sich um einen Funksatelliten, der die Kommunikation zwischen Funkamateuren erleichtern soll. Doch die interessantere Funktion ist eben der geschilderte experimentelle Teil. Dušan Majer ist Chefredakteur des Fachportals Kosmonautix.cz:
„Die Firma, die hinter diesem Satelliten steht, hat bereits Lieferaufträge unterschrieben für die künftige Raumstation nahe dem Mond. Nur fehlt bisher der Nachweis, dass ihre Drucksensortechnik auch problemlos im Weltraum funktioniert – also in der Schwerelosigkeit, im Vakuum und unter dem Einfluss kosmischer Strahlung. Sobald dies nachgewiesen ist, kann die Firma ihre Technik zertifizieren lassen und in der Raumstation einsetzen, die in einigen Jahren auf einer Umlaufbahn um den Mond fliegen wird.“
Der erste Versuch, die Drucksensortechnik im Weltall auszuprobieren, war übrigens fehlgeschlagen – aber nicht, weil das System nicht funktionierte, sondern weil die erste BDSat-Sonde vom April vergangenen Jahres nach einiger Zeit keine Daten mehr übermittelte.
Tschechien ist seit 2008 einer von 22 Mitgliedsstaaten der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Seitdem nutzen wissenschaftliche Institutionen und Firmen des Landes die Möglichkeit, sich an ESA-Projekten zu beteiligen.
„Ich würde sagen, dass der tschechische Anteil jedes Jahr leicht ansteigt. Da geht es teils um große Weltraumprojekte, für die wir wissenschaftliche Geräte liefern, teils aber auch um die Entwicklung des Segments am Boden. Das beweist, dass unsere Industrie hochentwickelt ist“, so Dušan Majer.
Bei BDSat-2 handelt es sich um den insgesamt zwölften tschechischen beziehungsweise tschechoslowakischen Satelliten. Zuletzt wurden die Sonden in relativ schneller Abfolge ins All befördert, im vergangenen Jahr waren es gleich drei Modelle. Zum einen hilft dabei die Technik genormter Satelliten vom Typ Cubesat, die die Kosten stark verringert hat. Zum anderen sind es die häufigen Flüge, die vor allem Elon Musks Firma SpaceX unternimmt. Bei der aktuellen Mission, die sich Transporter 6 nennt, wurden neben BDSat-2 noch 113 weitere kleine Satelliten losgelassen.