Wie viele Opernhäuser braucht Prag?
Ein brennendes Thema bewegt zurzeit die Prager Kulturszene, nämlich die angekündigte Reform der Theaterhäuser in der Stadt. Ersten Äußerungen des Kulturministers zufolge drohte den beiden größten Bühnen in der Hauptstadt sogar ein Zusammenschluss.
Nach einer empörten Reaktion der Fachleute sowie nach seinem Treffen mit den Theaterleuten spricht nun Kulturminister Jiří Besser davon, es gebe kein definitives Konzept. Und er versuchte, die Diskussion zu entschärfen:
„Das Kulturministerium erwägt keinesfalls, eine dieser beiden Bühnen zu privatisieren beziehungsweise auf die Hauptstadt Prag zu überführen. Das sind die grundlegenden Prämissen, die jeder zur Kenntnis nehmen muss.“
Minister Besser hält jedoch eine Änderung bei der Finanzierung der Theater für unbedingt nötig.Außer dem Zusammenschluss der beiden Bühnen war auch eine Reform innerhalb des Nationaltheaters angekündigt worden. Das historische Ständetheater, in dem einst die Uraufführung von Mozarts Don Giovanni stattgefunden hatte und wo heute alle drei Ensembles des Nationaltheaters tätig sind, solle ausschließlich als Mozart-Bühne dienen, hatte es geheißen. Auch dies nimmt Kulturminister Besser nun zurück:
„Niemand wird das Schauspiel aus dem Stände-Theater verdrängen. Ich habe sogar eine Interpretation gehört, der zufolge das Ständetheater aus dem Nationaltheater herausgenommen werden solle. Es handelt sich dabei wirklich um Science Fiction.“
Nach dem Treffen mit dem Minister zeigte sich der Direktor des Prager Nationaltheaters, Ondřej Černý, zufrieden:
„Minister Besser hat alle Spekulationen, die in den Medien veröffentlicht wurden, klar aus dem Feld geräumt. Er hat gesagt, das Ständetheater bleibe Bestandteil des Nationaltheaters und das auch in Zukunft. Zweitens: Das Schauspiel des Nationaltheaters werde auch künftig im Ständetheater wirken. Und die dritte wichtige Sache ist: Minister Besser ist sich dessen bewusst, dass keine Reformen und Änderungen sozusagen ohne das Nationaltheater und ohne Zusammenarbeit mit dessen Leitung durchgeführt werden können.“
Die Debatte hat sich also entschärft, doch unumstritten bleibt, dass die Prager Theater reformiert werden sollen. Eine neu gegründete Kommission, in der auch der Direktor des Nationaltheaters und der Chef der Staatsoper vertreten sind, soll ein neues Konzept erarbeiten. Die ersten Entwürfe dürften nach der Vorstellung des Ministeriums Mitte Februar vorliegen, und die Änderungen innerhalb von zwei Jahren durchgeführt werden.