Wieder belebte Tradition: Im Naturpark Sarka wird Rusalka aufgeführt
In den Zeiten, als es noch keine riesigen Sportarenen in der tschechischen Metropole gab, wo sich Tausende von Zuschauern bei verschiedenen Megashows versammeln, pilgerten die Prager in die Freilichttheater, um eine mit den Megashows von heute vergleichbare Veranstaltung erleben zu können. Die Tradition einer inzwischen vergessenen Freilichtbühne am Prager Stadtrand wurde von einigen passionierten Opernliebhabern vor zwei Jahren wieder belebt. Am kommenden Sonntag haben die Theaterliebhaber wieder die einzigartige Möglichkeit, eine Opernvorstellung im Prager Sarka zu sehen.
Die Freilichtbühne, die vor knapp einhundert Jahren im Naturpark Sarka errichtet wurde, war damals - wie man heute modern sagen würde - ein einzigartiges Projekt. Denn die Kapazität des Theaters war den historischen Quellen zufolge wirklich mit der Kapazität der Prager Sazka Arena vergleichbar, es gab dort damals insgesamt fast 18.000 Sitz- und Stehplätze. Das letzte Mal wurde in der Sarka 1922 gespielt. Der sechste Prager Stadtbezirk, zu dem das heutige Naturschutzgebiet Divoka Sarka gehört, unterstützte 2005 die Initiative des Originellen Musiktheaters Prag, das sich entschied, die Tradition der einst berühmten Freilichtbühne wenigstens für einen Tag wieder zu beleben. Zu den Initiatoren des neuen Theaters in Sarka gehört Renee Nachtigallova:
"Auf die Idee, die Tradition der Freilichtbühne wieder zu beleben, kam meine Kollegin Jana Divisova, die in Sarka wohnt und Dokumente und Materialien über die wunderschöne Natur von Sarka sammelt. 1913 wurde dort eine Freilichtbühne gegründet, wo das Prager Nationaltheater gespielt hat. Es wurden dort große Opern aufgeführt. Die erste Oper, die dort gespielt wurde, war Smetanas Verkaufte Braut. Man konnte dort aber auch beispielsweise Puccinis Madama Butterfly mit Emma Destinn in der Titelrolle sehen. Die Tradition wurde in den zwanziger Jahren jedoch abgebrochen. Jana Divisova wollte an diese Tradition anknüpfen, und da haben wir vor zwei Jahren wieder die Verkaufte Braut in Sarka gespielt. Es war eine Sensation, denn wir haben mit 200-300 Zuschauern gerechnet, aber es sind etwa 5000 Leute gekommen. Das war ein famoser Anfang!"
Die für den kommenden Sonntag vorbereitete Aufführung von Antonin Dvoraks Oper Rusalka entsteht in Zusammenarbeit von Opern- und Ballettsolisten des Prager Nationaltheaters und der Staatsoper Prag. Der Eintritt ist, ähnlich wie in den vergangenen zwei Jahren, frei. Ist es nicht ein bisschen schade, eine solche Vorstellung in der herrlichen Natur nur einmal aufzuführen? Renee Nachtigallova, die sich an der Regie der Oper beteiligt, meint:
"Es ist vielleicht Schade, aber ich glaube, dass diese Einmaligkeit auch ihre Rolle spielt. Es gibt einmal im Jahr die Möglichkeit, so etwas zu sehen, und dies hat meiner Meinung nach seinen Wert."
Die Vorstellung beginnt um 14 Uhr in Divoka Sarka. Am besten ist die Freilichtbühne von der Straßenbahnhaltestelle Bahnhof Veleslavin beziehungsweise von den Endhaltestellen der Straßenbahnlinien 20 und 26 zu erreichen.