Flucht von der klassischen Bühne: Rusalka in der Šárka

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Für die meisten Prager ist der am Stadtrand liegende Naturpark Šárka ein beliebter Ort für Sonntagswanderungen. Noch vor ein paar Jahren haben nur wenige Prag-Bewohner geahnt, dass im malerischen Šárka-Tal einst Theater gespielt wurde und dass dort auch weltberühmte Künstler auftraten – so zum Beispiel die Operndiva Ema Destinnová. 2005 haben einige Theaterleute die Tradition der längst verschwundenen Freilichtbühne wieder belebt. Einmal im Jahr führen sie dort eine Opernvorstellung auf.

Oper Rusalka in der Šárka 2007  (Foto: Autorin)
Von der einstigen Natur-Freilichtbühne, auf der in den Jahren 1913 bis 1922 gespielt wurde, ist nichts mehr erhalten geblieben. Im Zuschauerraum sind während der Jahre Bäume gewachsen. Nur auf der Wiese unten im Tal stehen keine Bäume und so kann sie heute noch als Bühnenraum dienen. Die Zuschauer müssen an einem steilen Abhang im Gras Platz nehmen. Auf den vorderen Plätzen lässt sich die Opernvorstellung gut sehen, auf den weiter entfernten Plätzen kann man sie eher nur hören.

2005 wurde mit Smetanas „Verkaufter Braut“ begonnen und das mit Erfolg. Voriges Jahr wurde Antonín Dvořáks bekannteste Oper „Rusalka“ in dem Naturpark inszeniert. Und sie steht auch am Samstag, dem 5. September, wieder auf dem Programm. Den Prinzen wird auch dieses Jahr Aleš Briscein singen. Der Tenor vom Prager Nationaltheater hält die Opernaufführungen in Šárka für einzigartig. Briscein zufolge ahnte zu Anfang keiner der Initiatoren, welch Echo die Inszenierungen in der Natur erwecken würden.

Oper Rusalka in der Šárka 2007  (Foto: Autorin)
„Für mich ist diese Vorstellung eine sehr angenehme Flucht von der klassischen Theaterbühne, wo die Inszenierung einen festen Rahmen hat. Hier in Šárka sind wir in keiner Weise limitiert. Wir setzen uns auf die Pferde und können die Rollen so darstellen, wie wir wollen. Die Belohnung dafür sind die begeisterten Reaktionen des Publikums. Es ist fast unglaublich, aber voriges Jahr haben 12.000 Besucher die Rusalka-Vorstellung gesehen. Das ist, als wäre das Nationaltheater zwölf Mal ausverkauft. Das war ein herrliches Gefühl. Ich freue mich diesmal schon darauf. Es ist für mich eine Angelegenheit ersten gesellschaftlichen Rangs.“

Die Vorstellung wird von einer Ausstellung begleitet, die ebenfalls in der Natur aufgebaut ist. Zusammengestellt wurde die Schau von der Theaterwissenschaftlerin Tatjana Součková:

„Die Ausstellung wird auch dieses Jahr den Besuchern die Geschichte des Freilichttheaters in der Šárka näher bringen. Voriges Jahr war das Interesse an dieser Ausstellung im Freien sehr groß. Zudem werden wir einen Querschnitt durch die erste Rusalka-Inszenierung im Prager Nationaltheater vorstellen. Wir nennen diese Schau ´Ausstellung unter den Bäumen´, denn die Dokumente werden mit Wäscheklammern an Schnüren zwischen den Bäumen befestigt.“

Die Rusalka beginnt in der Šárka am Samstag um 14 Uhr, der Eintritt ist frei.