Wort des Jahres 2012: „Bösefresser“ oder „Bösegift“
Willkommen bei Tschechisch gesagt, liebe Hörerinnen und Hörer. Seit sieben Jahren wird auch in Tschechien ein Wort des Jahres gewählt - also ein Wort, das für ein wichtiges Thema des Jahres steht oder sonst als charakteristisch erscheint. Die Wahl beruht auf einer öffentlichen Umfrage der Tageszeitung Lidové noviny. Falls das Wort oder der Ausdruck des Jahres auch als Spiegel der Gesellschaft betrachtet werden kann, dann steht es wohl relativ schlecht um die Stimmung im Land. Denn der Sieger des Jahres 2012 ist die Wortneubildung zlojed.
Das Wort tauchte erstmals im Frühling auf. Der Milliardär und Begründer des Stiftungsfonds gegen Korruption, Karel Janeček, hat es geprägt. Er nutzte die damals noch kürzere Form zjed– das sind Profitjäger, die die Staatskasse aussaugen. Der Ausdruck zjed hat zwei Wurzeln: Gift - jed und gleichzeitig aber auch eine Form des Verbs essen – jíst, also ein Symbol der Unersättlichkeit - nenasytnost. Im Laufe des Jahres entstand dann die längere Variante: zlojed. Sie enthält zusätzlich einen Anklang an das tschechische Wort für das Böse - zlo. Die Übersetzung von zlojed lautet also entweder Bösefresser oder Bösegift. Gleichzeitig handelt es sich um ein Buchstabenspiel mit dem Wort zloděj, also dem Dieb. Außer zlojed wurden auch weitere selten gebrauchte Wörter gekürt: die Kosenamen, mit denen sich der ehemalige Prager Oberbürgermeister Pavel Bém und sein Freund, der Lobbyist Pavel Janoušek, in abgehörten und veröffentlichten Telefongesprächen angeredet haben: Kolibri – kolibřík, Kätzchen – kotě und Schoßkind – mazánek. Auf die weiteren Ränge in der Umfrage kamen die Kommunisten – komunisti und Methanol – metanol. Das letztgenannte Wort bezeichnet eine giftige alkoholische Verbindung. Die Beimischung von metanol in Schnaps hat in Tschechien seit September fast 40 Menschenleben gefordert. Methanol wurde auch von der Redaktion der Lidové noviny zum Wort des Jahres gewählt. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!