Zaorálek zu Hacker-Angriff: Keine Geheimdienstinformationen angezapft

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Angela Merkel, Hillary Clinton und jetzt auch das tschechische Außenministerium – das Netz ist kein sicherer Ort. Am Dienstag informierte Ressortchef Lubomír Zaorálek, dass sich unbekannte Hacker Zugriff auf das E-Mail-System des Ministeriums verschafft haben.

Lubomír Zaorálek  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Als Außenminister Zaorálek am Dienstag vor die Vertreter der Medien trat, hatte er nichts Erfreuliches zu offenbaren. Er gab bekannt, dass die elektronische Kommunikation des Führungspersonals seit Wochen oder gar Monaten von Unbekannten mitgelesen würde. Betroffen seien zehn leitende Angestellte einschließlich ihm selbst.

„Unsere besten IT-Experten haben mir gesagt, dass dies ein sehr raffinierter Hackerangriff war. Und er sei von außen erfolgt, durch irgendeinen ausländischen Staat.“

Diese Aussage des Außenministers gab Raum für Spekulationen, deshalb legte Zaorálek auch sofort nach:

„Die Art und Weise, wie der Angriff durchgeführt wurde, erinnert stark an die Cyber-Attacke auf das Internetsystem der Demokratischen Partei in den Vereinigten Staaten.“

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Die US-Demokraten vermuten Russland hinter dieser Attacke, und im jetzigen Fall glaubt man in Prag dasselbe. Derzeit untersucht ein Expertenteam der Nationalen Sicherheitsbehörde (NBÚ) den Fall. Zaorálek ließ andererseits schon wissen, dass seiner Überzeugung nach keine Geheiminformationen von den Hackern erbeutet worden seien:

„Ich muss betonen, dass im Ministerium hauptsächlich eine interne Internetleitung benutzt wird. Diese Verbindung ist völlig getrennt von dem World Wide Web, das die Mitarbeiter sonst noch nutzen. Von daher kann ich garantieren, dass es nur schwer bis nahezu unmöglich ist, von außen in die innere Korrespondenz des Ministeriums einzudringen.“

Der Kanzleichef von Präsident Miloš Zeman, Hynek Kmoníček, war vor seiner jetzigen Funktion mehrere Jahre lang stellvertretender Außenminister. Seiner Meinung nach hat die Cyber-Attacke den Hackern nicht allzu viel gebracht:

Jiří Nápravník  (Foto: Milan Kopecký,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Aus meiner 20-jährigen Praxis beim Außenministerium weiß ich zur Genüge über den Inhalt der Eingangs- und Ausgangsmails Bescheid. Der übliche Text ist der, dass Herr X mitteilt, er könne erst 10.30 Uhr zur Sitzung erscheinen, weil er es bis 10.20 Uhr nicht schaffe.“

Jiří Nápravník ist IT-Sicherheitsexperte. Im Tschechischen Fernsehen gab er Kmoníček grundsätzlich Recht, warnte jedoch vor voreiligen Schlüssen:

„Es sollte schon so sein, wie Kmoníček behauptet. Der Fall Hillary Clinton hat indes gezeigt, dass dies nicht immer die Wahrheit sein muss.“

Auch deshalb hat Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) die Experten der Nationalen Sicherheitsbehörde damit beauftragt, so schnell wie möglich herauszufinden, welche Daten wie lange für Unbefugte einsehbar waren. Gleichzeitig hat der Regierungschef das Thema Cyber-Sicherheit schon auf die Agenda der nächsten Kabinettssitzung gesetzt. Dann sollen Außenminister Zaorálek und der Chef der Sicherheitsbehörde über ihre neuesten Erkenntnisse informieren. Doch nicht nur das:

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„Ich wäre erfreut, wenn die Sicherheitsbehörde sehr schnell reagiert und aus diesem Fall gewisse Lehren zieht. Und ebenso darüber, wenn die Behörde eventuell auch konkrete Empfehlungen geben würde an alle Ämter der Staatsverwaltung, sofern es erforderlich ist.“

Ob die Behörde aber in fünf Tagen auch mit Bestimmtheit sagen kann, wer genau hinter dem Hackerangriff steht, ist eher unwahrscheinlich.