Zehn Jahre Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds

Am Dienstagabend fand in Prag die Festveranstaltung zum 10-jährigen Jubiläum des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds statt. Christian Rühmkorf sprach mit unserer Mitarbeiterin Julia Nesswetha über den Zukunftsfonds und die Jubiläumsfeierlichkeiten.

Julia, gestern feierte der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds sein 10-jähriges Bestehen. Wie und wann ist der Zukunftsfonds überhaupt entstanden?

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds entstand auf der Basis der so genannten Deutsch-Tschechischen Erklärung. Sie wurde 1997 von den Regierungen von Deutschland und der Tschechischen Republik geschlossen. Beide Regierungen erklärten in dem Dokument, dass sie ihre zukünftigen Beziehungen nicht mit aus der Vergangenheit herrührenden politischen und rechtlichen Fragen belasten werden. In dieser Deutsch-Tschechischen Erklärung wurde auch die Errichtung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds vereinbart, der von den Regierungen beider Länder bis jetzt fast 85 Millionen Euro erhalten hat – zur Förderung verschiedener deutsch-tschechischer Projekte.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Du hast gerade die Projekte erwähnt. Was sind das für Projekte, welche Ziele verfolgt der Zukunftsfonds?

In erster Linie will der Fonds die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen fördern. Das soll dadurch erreicht werden, dass vor allem Begegnungen ermöglicht werden – vor allem durch verschiedene deutsch-tschechische Projekte, die der Zukunftsfonds finanziert. Seit 1998 konnten dadurch über 4000 gemeinschaftliche Projekte verwirklicht werden – von kulturellen Veranstaltungen über Schulaustausch und Stipendien bis hin zur Restaurierung von gemeinsamem Kulturerbe. Diese Projekte wurden mit 26 Millionen Euro vom Zukunftsfonds finanziert. Ein zweites, ungeheuer wichtiges Aufgabengebiet ist die Tätigkeit des Fonds zugunsten der Opfer des Nationalsozialismus. Die tschechischen Opfer des Nationalsozialismus, beispielsweise Zwangsarbeiter oder KZ-Häftlinge, sollten für ihre Leiden wenigstens finanziell entschädigt werden. Dafür wurde die Hälfte der finanziellen Mittel des Fonds, ungefähr 46 Millionen Euro, verwendet. Für eine Zeit von 10 Jahren wurde den Anspruchsberechtigten jährlich ein gewisser Betrag ausgezahlt, den sie je nach Bedarf und eigener Entscheidung für die Verbesserung ihrer sozialen und gesundheitlichen Situation verwenden konnten.

Sitz des Tschechischen Aussenministeriums
Am Dienstagabend wurde dann also 10-jähriges Jubiläum gefeiert. Wie war es?

Die Festveranstaltung fand im tschechischen Außenministerium statt. Es waren alle da, die sich beruflich sehr intensiv mit den deutsch-tschechischen Beziehungen befassen. Und natürlich auch diejenigen, die mit dem Zukunftsfonds selbst eng verbunden sind, also ehemalige und gegenwärtige Geschäftsführer, Politiker, Diplomaten und so weiter. Und dann noch das vielleicht Wichtigste: Politiker beider Seiten haben kürzlich beschlossen, dass die Arbeit des Fonds weitergehen soll. Es werden also wohl noch viele deutsch-tschechische Projekte unterstützt werden, einige davon haben sich direkt nach den feierlichen Ansprachen an diversen Infoständen präsentiert.

In unserer Rubrik „Begegnungen“ am Dienstag stellen wir Ihnen dann auch noch einige dieser Projekte vor.