Zeitzeugen aus Fugau gesucht – 1960 verschwand das Dorf von der Landkarte
Bis 1945 standen in Fukov / Fugau über 140 Häuser. 1960 verschwand das nordböhmische Dorf gänzlich von der Landkarte. Eine Initiative sucht derzeit nach Zeitzeugen, die sich an die Gemeinde erinnern.
„Světlo pro Fukov“, zu Deutsch etwa „Licht für Fugau“, heißt die Initiative, die vorhat, mit einigen Veranstaltungen an das verschwundene Dorf zu erinnern. Die Ortschaft befand sich im Fugauer Zipfel, im Norden des Böhmischen Niederlandes nahe der Grenze zu Sachsen. Gabriela Jeřábková arbeitet im Denkmalschutzinstitut in Ústí nad Labem / Aussig. Sie habe „Světlo pro Fukov“ mit vier Freundinnen begründet, erzählt sie gegenüber Radio Prag International:
„Wir möchten im nächsten Jahr ein Happening in Fukov organisieren, um daran zu erinnern, dass das Dorf vor 65 Jahren von den Landkarten gelöscht worden ist. Zu dieser Veranstaltung, die wir für September 2025 planen, möchten wir alle einladen. Zudem wollen wir uns an der Zusammenstellung einer Ausstellung über Fukov beteiligen. Deshalb suchen wir nach Zeitzeugen, deren Erinnerungen an das Dorf und seinen Untergang wir aufzeichnen möchten.“
Aus den Archivmaterialien gehe hervor, dass 1945 in Fukov laut Jeřábková 145 Häuser gestanden hätten und dort rund 800 Menschen lebten. Zudem gab es dort eine deutsche und eine tschechische Schule, ein Post- und ein Zollamt sowie die St. Wenzel-Kirche, die 1788 erbaut wurde.
„68 Männer aus Fukov kehrten nicht aus dem Krieg zurück. Die deutschsprachigen Bewohner waren nach dem Kriegsende gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Danach gab es 1945 im Dorf 103 Häuser, die unbewohnt waren. Die örtliche Verwaltungskommission meldete damals den Zentralbehörden, es werde keine Neubesiedlung des Ortes durchgeführt. Später wurden über 50 Gebäude in Fukov abgerissen. Mit der Zeit gab es in der Gemeinde fast keine Menschen mehr. 1960 wurden die Wenzelskirche und die Schule in die Luft gesprengt.“
Das Gebiet von Fukov gehört derzeit zur Stadt Šluknov / Schluckenau. Deren Verwaltung bemüht sich den Worten von Gabriela Jeřábková zufolge, das Andenken an das Dorf aufrechtzuerhalten. An der Stelle, wo früher die Kirche stand, wurde ein Holzkreuz platziert.
Für die geplante Ausstellung über Fukov möchte die Initiative von Gabriela Jeřábková auch Gegenstände zusammentragen, die mit der Gemeinde zusammenhängen.
„Wir wollen etwa versuchen, Fotos von Zeitzeugen auszuleihen, die in der Ausstellung gezeigt werden könnten. Gern würden wir auch einige der Familien in der Schau vorstellen, denn diese soll nicht nur eine Präsentation von Daten und historischen Fakten sein.“
Eines der Exponate könnte die Weihnachtskrippe von Fukov sein, die inzwischen gefunden worden sei, merkt die Expertin an:
„Die Weihnachtskrippe wird derzeit in Varnsdorf aufbewahrt. Ich habe sie bereits in der dortigen Kirche gesehen. In der geplanten Ausstellung würden wir sie gern zeigen.“
Die Initiative „Světlo pro Fukov“ (Licht für Fugau) sucht nach Zeitzeugen, die ihre Erinnerungen an das verschwundene Dorf Fukov nahe Šluknov teilen möchten. Menschen, die in Fukov gelebt haben oder sich daran erinnern, wie das Dorf allmählich aufhörte zu existieren, können sich an die Mailadresse [email protected] oder die Telefonnummer 732 745 571 wenden.