Zu Besuch bei der EU-Repräsentation in Prag

Katharina von Schnurbein

Die Europäische Kommission hat in jedem Mitgliedsstaat der Europäischen Union eine Repräsentation, die zwischen dem jeweiligen Land und der Kommission in Brüssel vermittelt und Informationen austauscht und dann an die Öffentlichkeit weiter gibt. Katrin Müller war bei der EU-Repräsentation der Kommission für die Tschechische Republik zu Gast:

Seit eineinhalb Monaten ist die Tschechische Republik nicht mehr nur Beitrittsland, sondern vollwertiges Mitglied der EU. Seine erste Aufgabe, für das Europäische Parlament zu wählen, hat das Land auch schon hinter sich. Aber die Wahl war auf ganzer Linie eine Katastrophe. Wahlkämpfe wurden mit innenpolitischen Programmen ausgefochten und die EU als solche war mehr oder weniger nur als blaues, dekoratives Fähnchen, das übrall mit hingetragen wurde, präsent. So richtig interessierte das wohl kaum einen. Dabei ist die Aufgabe des Europäischen Parlaments nicht zu unterschätzen. Immerhin 60% der Gesetze werden in Brüssel gemacht, wobei das Europäische Parlament entweder seinen Segen dazu gibt oder das Gesetzgebungsverfahren aufhalten kann. Leider sind die wenigsten EU-Bürger mit den Aufgaben und Kompetenzen der einzelnen Institutionen vertraut. Aufklärung verschafft zum Beispiel die Repräsentation der Europäischen Kommission in Prag. Dazu habe ich die Pressesprecherin Katharina von Schnurbein befragt:

"Die Repräsentation hat drei Hauptaufgaben: politische Berichterstattung über wichtige Ereignisse hier in der Tschechischen Republik, die Kommunikation mit den Medien und die Kommunikation mit der Öffentlichkeit."

Von Zeit zu Zeit empfängt die Repräsentation Gruppen aus jungen Menschen bestehend, die zum Thema Europäische Union Informationsbedarf haben und diskutieren wollen.

"Wöchentlich kommt eine Gruppe zur Repräsentation. Wir haben auch noch das EU-Informationszentrum im Zentrum der Stadt, wohin ein- bis zweimal wöchentlich Gruppen kommen. Die Gruppen, die in die Repräsentation kommen, sind zu einem Großteil aus Deutschland oder aus anderen EU- Staaten, während viele tschechische Gruppen im EU-Informationszentrum zu Gast sind."

Das EU-Informationszentrum (EUIC) ist mitten in der Stadt Prag angesiedelt und für jeden ohne vorherige Anmeldung frei zugänglich. Dort liegt genügend Informationsmaterial zur EU-Bürgerschaft, den einzelnen Institutionen, der Geschichte der EU usw. aus. Dort und auch in der Repräsentation selbst finden Interessierte Antworten auf ihre Fragen.

"Wir geben den deutschen bzw. den Gruppen aus den übrigen EU-Ländern einen Überblick über die Situation Tschechiens nach dem Beitritt und die verschiedenen Probleme, die weiterhin anstehen und dass, was bereits erreicht wurde. Die Fragen beziehen sich meist auf die politische Situation in der Tschechischen Republik. Zum anderen werden Fragen über die Arbeitnehmerfreizügigkeit - wie die Tschechen das aufgenommen haben - oder auch Kapitalfreizügigkeit von der anderen Seite oder, ob hier die Preise gestiegen sind. Oft ähneln sich die Fragen der Gruppen aus den alten EU-Ländern und den tschechischen selbst."

Eine wichtige Aufgabe der Repräsentation ist auch, Informationen, die aus Brüssel nach Prag kommen, in die Regionen außerhalb der Hauptstadt weiter zu reichen. Vor und nach dem Beitritt Tschechiens waren und sind die Euroregionen ein Schwerpunktgebiet mit vielen offenen Fragen.

"Es ist so, dass wir zu Veranstaltungen dorthin gehen und über Tschechien vor und nach dem EU-Beitritt oder zum Beispiel auch über Mythen, die sich hier im Zuge des EU-Beitritts aufgebaut haben, informieren. Wir gehen auch zu bestimmten thematischen Veranstaltungen, d.h., wenn es darum geht, wie man in den Regionen das Interreg-Programm anwenden kann. Allerdings muss ich sagen, dass wir mit den Strukturfonds nichts zu tun haben, denn das ist auf der tschechischen Seite."

Zusammenfassend kann man sagen, dass noch immer ein enormer Informationsrückstand bezüglich Fragen zur EU besteht. Die Schulen sind leider noch nicht soweit, dass man die EU zum Objekt des Unterrichts macht. Zwar gibt es zahlreiche Workshops, in denen sich der Einzelne mit dem Thema beschäftigen kann, aber die Initiative dazu muss vom Wissbegierigen selbst ausgehen.

Weitere Informationen finden Sie auf de Webseite der Repräsentation der Europäischen Kommission in Prag. Die Adresse lautet: www.evropska-unie.cz.