Zufallsfund bereichert tschechische Archäologie
Eigentlich wollte er nur Steinpilze suchen. Aber anstatt der Beilage fürs Mittagessen brachte ein Pilzsammler aus dem Schlesischen ein antikes Bronzeschwert mit nach Hause.
Ein regenreicher Oktober, wie ihn der Osten Tschechiens in diesem Jahr erlebt hat, bietet ideale Bedingungen für Pilzsammler. So brach auch Roman Novák aus einem kleinen Ort bei Jeseník / Freiwaldau auf, um in den Wäldern ganz in der Nähe der polnischen Grenze seinem Hobby nachzugehen:
„Als ich durch das bewachsene Gelände gestreift bin, habe ich ein Stück Metall aus der Erde herausragen sehen. Erst habe ich dagegengetreten, so dass ein Teil abgefallen ist. Ich habe festgestellt, dass es sich um die Klinge von einem Schwert handelt. Dann habe ich noch eine bronzene Axt gefunden. Ich habe aber nicht einen Augenblick daran gedacht, sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.“
Stattdessen hat Novák den Fund an die Archäologen übergeben. Die haben ihn von mehreren Gutachtern untersuchen lassen. Schnell war klar, dass besonders das Schwert nicht nur für die Wissenschaft einen unschätzbaren Wert hat. Jiří Juchelka ist Abteilungsleiter für Archäologie im Schlesischen Landesmuseum in Opava / Toppau:
„Das Stück gehört typologisch zu den Schwertern mit einem achteckigen Griff, bestehend aus acht Teilen. Es ist hierzulande erst der zweite Fund eines Schwertes diesen Typs.“
Solche Waffen wurden einst hauptsächlich im Gebiet des heutigen Norddeutschlands genutzt. Sie würden aus der Bronzezeit stammen und seien in der Regel sehr sorgfältig angefertigt worden, so Juchelka:
„Solche Gegenstände waren zu ihrer Zeit sehr teuer. Wir datieren das Schwert auf die Jahre um 1300 vor unserer Zeitrechnung. Eine solche Waffe sollte damals natürlich die beste sein, die zu bekommen war. Der Abguss weist aber gerade keine sehr hohe Qualität auf, denn auf dem Röntgenbild waren sehr viele Luftblasen zu sehen.“
Das ist ein Hinweis darauf, dass das gefundene Schwert nie im Kampf benutzt wurde. Eher hatte es eine symbolische Funktion und war vielleicht sogar nur eine Attrappe.
Auch der Boden des Fundortes wurde wissenschaftlich untersucht. Mit dem Ergebnis, dass das Schwert tatsächlich aus der Gegend stammt, in der Pilzsammler Novák es gefunden hat. Das ist eine Überraschung für die Wissenschaftler, denn zu der Zeit vor 3300 Jahren war das Gebiet kaum besiedelt. Diese neuen und womöglich weitere Erkenntnisse könnten somit die Geschichtsschreibung der Region verändern. Milan Rychlý geht davon aus, dass am Fundort nun Grabungen veranlasst werden. Er arbeitet als Archäologe im Heimatmuseum von Jeseník:
„Man muss sich das vorstellen wie ein Puzzle. Von dem großen Gesamtbild haben wir momentan nur vier Teile. Jetzt müssen wir es also weiter zusammensetzen.“
Der genaue Ort des Fundes wird in den Medien nicht angegeben, um keine Schatzsucher anzulocken. Schwert und Axt sind nun in den Besitz des Jeseníker Museums übergegangen. Rychlý will beides bald der Öffentlichkeit präsentieren. Er sei sich zu 100 Prozent sicher, dass der Fund zukünftig ausgestellt wird. Es wäre schade, solch eine Seltenheit im Archiv zu verstecken, sagt der Experte.
Ob Roman Novák einen Finderlohn bekommt, darüber wird die Regierung des Kreises Olomouc / Olmütz entscheiden.