Zum Arzt ins deutsche Nachbarland

Barbara Klepsch und Adam Vojtěch unterzeichneten eine Gemeinsame Erklärung über die Zusammenarbeit im Bereich der grenzüberschreitenden Gesundheitspflege (Foto: Jan Bachorík, Archiv des Tschechischen Rundfunks)
0:00
/
0:00

Tschechien und Sachsen haben eine grenzüberschreitende medizinische Gesundheitsversorgung vereinbart.

Barbara Klepsch und Adam Vojtěch unterzeichneten eine Gemeinsame Erklärung über die Zusammenarbeit im Bereich der grenzüberschreitenden Gesundheitspflege  (Foto: Jan Bachorík,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Krankenhaus in Rumburk  (Foto: ČT24)
Das Krankenhaus im nordböhmischen Rumburk / Rumburg ist seit Mitte Juli in Insolvenz. Es nimmt zwar immer noch Patienten an, doch eine mögliche Schließung der Klinik ist in der Luft. Dadurch hätten 55.000 Menschen keine medizinische Versorgung mehr in ihrer Nähe. Nun bekommen die Einwohner des nördlichsten Zipfels Böhmens die Möglichkeit, im benachbarten Sachsen zum Arzt zu gehen.

Gesundheitsminister Adam Vojtěch (parteilos) und seine sächsische Amtskollegin Barbara Klepsch (CDU) unterzeichneten am Mittwoch in Dolní Poustevna / Niedereinsiedel eine „Gemeinsame Erklärung über die Zusammenarbeit im Bereich der grenzüberschreitenden Gesundheitspflege“. Damit ist der erste Schritt getan, damit sich tschechische Staatsbürger künftig in Sachsen medizinisch behandeln lassen können und die Kosten dafür auch von den Krankenkassen in Tschechien übernommen werden. Gesundheitsminister Adam Vojtěch:

Klinik Sebnitz  (Foto: Archiv Asklepios Sächsische Schweiz Klinik Sebnitz)
„Aufgrund europäischer Rechtsbestimmungen ist eine sogenannte akute Pflege im Ausland durch die Krankenkassen gedeckt. Wir rechnen aber damit, dass auch die übliche Versorgung bezahlt wird, also geplante medizinische Leistungen, die nicht akut sind.“

Dank des am Mittwoch unterzeichneten Dokuments könnten Patienten des Schluckenauer Zipfels außer in den Krankenhäusern Rumburk und Varnsdorf auch in der Klinik im grenznahen Sebnitz ärztlich behandelt werden, sagte Vojtech nach der Vertragsunterzeichnung. Er bedankte sich bei der sächsischen Ministerin und den anderen Beteiligten für die sehr konstruktive Zusammenarbeit.

David Šmehlík  (Foto: Archiv von David Šmehlík)
Geklärt werden muss noch die Finanzierung durch die tschechischen Krankenversicherungen. Dazu wird eine Kommission eingerichtet, in der die Vertreter der Kassen sitzen. Sie müssen festlegen, für welche Leistungen die Kosten übernommen werden. „Die ersten Ergebnisse erwarten wir in einem oder zwei Monaten“, erklärte der stellvertretende Direktor der Allgemeinen Krankenversicherung (VZP), David Šmehlík.

Die Vereinbarung soll den Patienten vor allem im Schluckenauer Zipfel helfen. Doch der stellvertretende Kreishauptmann Stanislav Rybák (Kommunisten) betont:

„Um sich in Deutschland behandeln zu lassen, müssen die Menschen aus Rumburk oder Varnsdorf relativ weit fahren. Wir können die Vereinbarung keinesfalls als das Ende unserer Bemühung betrachten, den Zugang zur medizinischen Versorgung im Schluckenauer Zipfel zu sichern.“

Die tschechisch-sächsische Vereinbarung gilt zunächst nur für Bewohner des Kreises Ústí nad Labem / Aussig. Laut Gesundheitsminister Vojtěch könnte die Zusammenarbeit auf das gesamte tschechische Grenzgebiet zu Sachsen ausgeweitet werden. So seien Verhandlungen mit den Kreisen Liberec / Reichenberg und Karlovy Vary / Karlsbad geplant.