Zusammenarbeit von Hotel- und Gastronomiefachschulen aus Deutschland und Tschechien

Foto: Martina Schneibergova

Das Gaststättengewerbe in Böhmen ist für seine reiche Tradition bekannt und auch die westliche Nachbarregion Bayern kann so einige kulinarische Spezialitäten vorweisen. Böhmische Knödel und bayerischer Schweinsbraten - passt das nicht zusammen? Natürlich, meinen Fachlehrer aus dem Gaststätten- und Hotelfachgewerbe aus Westböhmen und Ostbayern. Im Gespräch ist seit kurzem ein gemeinsamer Lehrgang von Fach- und Berufsschulen entlang der tschechisch-bayerischen Grenze. Über die Möglichkeiten und die Bedeutung der Zusammenarbeit in diesem Bereich sprach Oliver Engelhardt mit dem stellvertretenden Direktor der Berufsfachschule für Hotel- und Gaststättengewerbe, Herrn Wolfgang Eckstein.

Foto: Martina Schneibergova
Warum halten Sie die Zusammenarbeit mit tschechischen Berufs- und Fachschulen für wichtig?

"Vor dem Hintergrund eines vereinten Europas, glaube ich wäre es töricht, nicht mehr an die tschechische Seite zu denken und ebenso für die Tschechen, dass sie nicht mehr an die deutsche Seite denken. Ich denke, in etwa fünf, zehn, fünfzehn Jahren werden wir nicht mehr von Deutschland und Tschechien sprechen, sondern es wird hier ein Wirtschaftsraum entstehen."

Hat ihre Berufsschule in Wiesau bereits Beziehungen in die Tschechische Republik aufgenommen? Wenn ja, wie sieht das aus?

"Ja, wir haben bisher einen regen Praktikantenaustausch auf dem Gebiet der Gastronomie. Wir wollten jetzt in Zukunft diese Beziehungen ausbauen, nämlich nach Cheb/Eger und Karlovy Vary/Karlsbad, um auch dort ein gemeinsames Programm zu erstellen, dass Berufsabschlüsse von uns in etwa den tschechischen nahe kommen oder auch umgekehrt, so dass wir auf diesem Berufsfeld irgendwann in etwa ein gleiches Anforderungsprofil dieser Leute bekommen."

Gibt es neben dieser Angleichung der Berufsausbildung auch Pläne, die Berufsausbildung gleich ganz gemeinsam mit tschechischen Partnern durchzuführen?

"Wir haben ein Pilotprojekt in Aussicht, das eine dreijährige Berufsausbildung mit gleichzeitigem Hochschulzugangserwerb vorsieht, so wie das auf tschechischer Seite bereits praktiziert wird. Unser Wunsch in Wiesau wäre es, eine ähnliche Ausbildung durchführen zu können. Ob wir dieses Pilotprojekt so realisieren können, wissen wir noch nicht, denn es ist vorbehaltlich der Zustimmung des Staatsministeriums in München und natürlich der finanziellen Mittel, aber wir sind guter Dinge."

An ihrer Schule wird Tschechischunterricht angeboten. Wie groß ist das Interesse oder die Bereitschaft der Schüler, tschechisch zu lernen?

"Die Bereitschaft tschechisch zu lernen war am Anfang nicht so groß. Mittlerweile erfreut sich der Tschechischunterricht an und für sich ganz guten Zulaufs. Im Moment nehmen weit über 100 Schüler an diesem Tschechischunterricht teil. Ich denke, dass wir das ausbauen können in den nächsten Jahren. Tschechisch wird auch für unsere Schüler in Zukunft immer wichtiger werden. Die Tschechen sind nun einmal unsere Nachbarn und ich denke, dass wir nur zusammen eine wirkliche Chance haben gegenüber anderen Regionen."