Zuviel Schnee

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Seit drei Wochen liegt überall in Tschechien Schnee. Und das nicht zu knapp, dank Daisy. Auch auf den Bürgersteigen liegt an vielen Stellen immer noch Schnee – dank Senator Kubera. Zumindest sehen das viele Menschen in Tschechien so. Kubera hat schließlich das so genannte Bürgersteig-Gesetz entworfen.

Das Gesetz besagt, dass für die Reinigung der Bürgersteige von Eis und Schnee nicht mehr die Besitzer der anliegenden Häuser verantwortlich sind, sondern die Städte und Gemeinden. Das sei nur recht und billig, so Kuberas Argument, denn die Städte und Gemeinden sind ja auch dem Kataster nach die wahren Eigner der Trottoirs. Die Bürgermeister, zu denen Kubera erstaunlicherweise selbst gehört, klagen indes über fehlendes Geld und Personal. Macht nichts, sagt Kubera, in Wirklichkeit würden die anständigen Hausbesitzer, die schon vorher Schnee geschippt haben, dies auch weiterhin tun.

In den letzten Wochen haben die Menschen in allen tschechischen Städten über verschneite und vereiste Gehwege geklagt. Wie viel Schuld daran Kuberas Gesetz hat und wie viel auf Kosten der außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse geht, lässt sich aber wohl kaum bewerten. Zur Illustration: Als ich dieser Tage über den verschneiten Platz Namesti Miru in Prag ging, hörte ich ein Frau zetern: Früher sei alles besser gewesen, zu kommunistischer Zeit habe man einfach Feuerwehr, Polizei und Armee berufen und ratz-fatz war alles begehbar. Am selben Abend lese ich aber auf mehreren tschechischen Nachrichtenservern Vergleiche zu früheren besonders schneereichen Wintern. Ganz klar steht dort, dass auch die Genossen regelmäßig ihre liebe Not mit dem Schneeräumen hatten.

Ist also wirklich Kubera schuld an ungeräumten Bürgersteigen? Und was ist eigentlich mit der Mehrheit der tschechischen Parlamentarier, die Kuberas Bürgersteiggesetz erst möglich gemacht haben? Haben sie einfach nur auf ihren Abgeordnetenbänken geschlafen oder wollten sie es so?

Während ich also nachdenke, ob es gerecht ist, Kubera und die ganze Schar der Volksvertreter zur Strafe einfach über einen vereisten Bürgersteig zu jagen, gerate ich mal wieder genau auf so einen vereisten Abschnitt auf dem Weg. Jetzt will ich wissen, wer hier Kuberas Gesetz beim Wort nimmt und das Räumen der Stadt Prag überlässt. Ich trete vor das Schaufenster und lese „aus technischen Gründen geschlossen“. Dann fällt mein Blick auf einen weiteren Zettel an der Glastür. Ich schnelle zurück. „Achtung vor Dachlawinen!“ Dafür sind die Hausbesitzer immerhin noch verantwortlich.