Zuzana Hejnová stürmt „ziemlich erstaunt“ zu WM-Gold

Foto: ČTk

Eine Bronzemedaille und einige achtbare Ergebnisse – das war bis Donnerstag die Bilanz der tschechischen Leichtathleten bei der WM in Moskau. Doch dann kam Zuzana Hejnová, sah und siegte: Gold über 400 Meter Hürden.

Zuzana Hejnová  (Foto: ČTK)
Um Viertel vor sieben schnellten acht Läuferinnen aus den Startblöcken im Moskauer Stadion Luschniki. Auf diesen Moment hatten viele Sportfans in Tschechien gewartet. Denn die größte Gold-Favoritin des Landes machte sich auf den Weg, zehn Hürden standen vor ihr, auf 400 Meter roter Tartanbahn.

Dass viele Hoffnungen auf ihr ruhten, das sei ihr durchaus bewusst gewesen, bekannte später Zuzana Hejnová:

„Es war nicht richtig schlimm, aber ich war nervös. Der Druck war schon zu spüren. Ich habe mich aber auf mich selbst konzentriert. Ich wusste, dass die dritte Bahn für mich nur ein Vorteil sein kann – und das habe ich auch genutzt.“

Lashinda Demus und Zuzana Hejnová  (Foto: ČTK)
Dabei begann Hejnová wie gewohnt verhalten, während ihre größte Konkurrentin Lashinda Demus über die ersten beiden Hürden nur so flog. Doch Stück für Stück arbeitete sich die Tschechin an die Amerikanerin heran. Als die Läuferinnen in die Zielgerade bogen, lag Hejnová schon an der Spitze des Feldes. Und dann geschah es: Die Gegnerinnen schienen förmlich stehenzubleiben, während Zuzana Hejnová ins Ziel stürmte: ein Traumfinale mit einer Traumzeit von 52,83 Sekunden - Weltjahresbestleistung, persönliche Bestmarke und neuer tschechischer Rekord. Mehr als eine Sekunde kam Hejnová vor der Amerikanerin Dalilah Muhammad ins Ziel, Lashinda Demus wurde sogar nur Dritte mit anderthalb Sekunden Rückstand – das ist im Sprint eine Ewigkeit:

Zuzana Hejnová  (mitte). Foto: ČTK
„Ich kann das gar nicht glauben. Mir kam es vor, als hätten meine Gegnerinnen aufgehört zu laufen. Ich bin schon an der achten Hürde in Führung gegangen, das hatte ich so nicht erwartet. Und dann dachte ich, die würden nun noch durchstarten und mich auf den letzten hundert Metern einholen. Aber das geschah auch nicht, da war ich ziemlich erstaunt“, so Zuzana Hejnová.

Erstaunlich ist aber nicht nur, wie die 26-jährige Tschechin die Konkurrenz düpiert hat, sondern auch ihre Entwicklung. Als Juniorin gewann sie bereits internationale Medaillen. Doch beim Übergang zu den Erwachsenen kam der Bruch, der Sprung aufs Treppchen blieb ihr fortan verwehrt. So auch bei der Europameisterschaft in Helsinki im vergangenen Jahr, da kam sie zum zweiten Mal hintereinander auf den undankbaren vierten Platz. Danach reichte es ihr und sie wandte sich an einen Sportpsychologen. Kurz darauf, bei Olympia, zahlte sich das bereits aus, sie holte Bronze. Und sie wechselte den Trainer. Betreut wird Hejnová nun von Dalibor Kupka, der sonst die männlichen Sprinter trainiert. In diesem Jahr nun dominiert sie über 400 Meter Hürden. Dazu Kupka:

Ladislav Prášil  (Foto: ČTK)
„Ich glaube, mein Training liegt ihr einfach. Und sie ist bereits mit großem Selbstbewusstsein nach der olympischen Bronzemedaille zu mir in die Trainingsgruppe gekommen.“

Für Zuzana Hejnová war der WM-Titel der elfte Sieg im elften Rennen. Da dürfte sie auch verschmerzen, dass sie am Freitagvormittag mit der 4x400-Meter-Staffel die Endlaufteilnahme verpasste. Für die tschechische WM-Bilanz ist das aber wohl noch nicht das Ende. Am Freitag stehen gleich drei Athleten des Landes im Kugelstoß-Finale. Ladislav Prášil gelang in der Qualifikation mit 20,90 sogar der zweitweiteste Stoß. Und am Samstag beim Speerwurf-Finale der Männer hat Tschechien mit Vítězslav Veselý auch noch ein heißes Eisen im Feuer.

Autor: Till Janzer
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