Zwei Jahre Strafpunktesystem in Tschechien: weiter zu viele Verkehrstote

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Am Dienstag ist das Strafpunktesystem im tschechischen Verkehr zwei Jahre alt geworden. Grund zu feiern gibt es wenig, denn weiterhin liegt die Zahl der Verkehrstoten in Tschechien hoch. Lothar Martin hat sprach über die gefährlichen tschechischen Straßen mit Till Janzer.

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Till, am zurückliegenden Wochenende haben die Schulferien begonnen und damit auch die Hauptreisezeit. Die Verkehrspolizei schaut immer mit einem bangen Auge auf diese Zeit im Jahr, da dann häufig Unfälle geschehen. Wie ist die Bilanz vom vergangenen Wochenende?

„Allgemein sind die Ferien eine gefährliche Zeit auf den tschechischen Straßen. Laut den Statistiken liegt die Sterblichkeit zwischen Juni und September um 20 bis 30 Prozent höher als im Mai. Umso erfreulicher ist die Nachricht vom jetzigen ersten Ferienwochenende. Es ist der zweitniedrigste Wert der letzten 20 Jahren zu Beginn der Sommerferien. Insgesamt kamen sechs Menschen um bei zusammengerechnet knapp 1100 Unfällen.“

Auf längere Sicht gibt es jedoch keinen wirklich positiven Trend bei der Zahl der Verkehrstoten in Tschechien. Nicht einmal die Einführung des Strafpunktesystems vor zwei Jahren hat eine durchschlagende Änderung gebracht. Was sind die Gründe?

Martin Červíček  (Foto: ČTK)
„Erstmal vielleicht zur Bilanz der Verkehrsopfer. Als das Strafpunktesystem eingeführt wurde, das sich im Übrigen anlehnt an die Flensburger Verkehrssünderdatei, gab es in den ersten Rückgang einen deutlichen Rückgang der Verkehrstoten in Tschechien. Erklärt wurde dies mit der Verunsicherung der tschechischen Autofahrer, die nicht wussten, wie hart nun die Polizei durchgreifen werde. Zu Ende des Jahres 2006 kamen monatlich dann wieder mehr Menschen auf den Straßen um. In Zahlen ausgedrückt, sieht das so aus: 2006 ist die Zahl der Verkehrsopfer in Tschechien um 15 Prozent zurückgegangen und 2007 wieder um 17 Prozent gestiegen. Genau dies hat letztens die Europäische Union in ihrem Verkehrssicherheitsbericht Prag auch deutlich angekreidet. Am Montag gab der Leiter der tschechischen Verkehrspolizei, Martin Červíček, bei einer Pressekonferenz zu, dass die Verkehrssicherheit auf tschechischen Straßen weiterhin unbefriedigend ist. Es sterben im Schnitt doppelt so viele Menschen bei Unfällen wie in den skandinavischen Ländern oder Westeuropa. Laut dem Chef der tschechischen Verkehrspolizei liegt das Problem tiefer, und sind nicht nur durch das Strafpunktesystem zu beeinflussen. Es ist ein Mix aus dem schlechten Zustand von Straßen, überaltertem Fuhrpark, geringer Präsenz der Polizei – zumindest an den neuralgischen Stellen im Verkehr – sowie einer allgemeinen Neigung tschechischer Autofahrer zur Nichtbeachtung von Verkehrsregeln.

Was gedenkt man in Tschechien dagegen zu tun?

„Obwohl Unterschiedliches geändert werden soll, liegt der Schwerpunkt doch auf Änderungen des Strafpunktesystems. So will Verkehrsminister Aleš Řebíček wie in Deutschland und Österreich einen Führerschein auf Probe für Fahranfänger einführen. Zudem sollen Nachschulungen für Verkehrssünder Pflicht werden und Verstöße gegen die Verkehrssicherheit stärker bestraft werden als bisher. Das betrifft zum Beispiel Autofahrer, die am Zebrastreifen Fußgängern die Vorfahrt nehmen. Wenn es nach Plan läuft, könnten die Änderungen des Strafpunktesystems zu Jahresbeginn 2009 in Kraft treten.“