Zwei Weltrekorde schmückten Meeting "Goldene Spikes" in Ostrava

Stacy Dragila (Foto: CTK)

Schon zu sozialistischen Zeiten war es ein Begriff, aber vorrangig nur in den Ländern des ehemaligen Ostblocks. Jetzt aber ist es drauf und dran, in die Elite der internationalen Leichtathletik-Veranstaltungen aufzusteigen: das Meeting "Goldene Spikes". Warum und weshalb, dazu Näheres von Lothar Martin.

Stacy Dragila  (Foto: CTK)
Das Leichtathletik-Meeting "Goldene Spikes", das alljährlich Anfang/Mitte Juni in Ostrava/Ostrau ausgetragen wird, hat hierzulande einen äußerst guten Ruf. Es wird regelmäßig von den einheimischen Topathleten wahrgenommen, doch zum internationalen Durchbruch fehlte ihm bei weitem noch der Glanz einer Teilnahme von absoluten Weltstars. Einer, der immer wieder kam und der auch am Dienstag wieder mit von der Partie war, ist der dreifache Speerwurf-Olympiasieger und dreifache Weltmeister, der Tscheche Jan Zelezný. Doch neben ihm war auch noch eine ganze Reihe von internationalen Topstars in die nordmährische Stahlarbeiterstadt gereist: die US-Sprinterin Marion Jones, 400-m-Hürdenläufer Felix Sanchez aus der Dominikanischen Republik, der frischgebackene 5000-m-Weltrekordler Kenenisu Bekele aus Äthiopien oder die Ex-Weltrekordlerin im Stabhochsprung der Damen, Stacy Dragila aus den Staaten. Und die beiden Letzteren sorgten dann auch für die Paukenschläge dieser straff und vorbildlich organisierten Leichtathletik-Show am sommerlich lauen Dienstagabend in Ostrava. Zunächst war es die US-Amerikanerin, die sich mit einem gelungen Versuch über die Höhe von 4,83 m den Weltrekord im Stabhochsprung von der Russin Isinbajewa zurückholte. Entsprechend riesig war ihre Freude nach dem Wettkampf, wo Stacy Dragila ihr Glück kaum fasse konnte:

Stacy Dragila  (Foto: CTK)
"Es kribbelt noch in mir, weil es auch sehr überraschend kam. Denn noch heute Morgen habe ich mich eigentlich nicht so frisch gefühlt, um hier einen Weltrekord springen zu können. Aber ich war sehr geduldig beim Anlauf und ich habe mich nur auf all die Kleinigkeiten konzentriert, die ich täglich beim Training mache. Das ist wirklich eine große Überraschung für mich."

Nicht überraschend, sondern mit Ansage wurde durch den Äthiopier Bekele der neue Weltrekord im 10.000-m-Lauf erzielt. Erst vor acht Tagen hatte er nämlich in Hengelo die Weltrekordzeit von Haile Gebrselassi über die halbe Distanz unterboten, nun blieb er in 26:20,31 min auch auf der 10-km-Strecke um 2,46 s unter der alten Bestmarke seines Landsmanns. Kein Wunder, das Bekele zufrieden seufzte:

Kenenisa Bekele  (Foto: CTK)
"Ich fühle mich sehr gut und ich bin überglücklich, dass ich den Weltrekord gebrochen habe. Ich glaubte daran, dass es mir gelingen werde, zwei Weltrekorde innerhalb von nur acht Tagen zu laufen, aber ich war mir natürlich nicht sicher. Und nach dem 5-km-Lauf in Hengelo waren die 10.000 Meter hier in Ostrau sehr schwer für mich. Doch ich habe es geschafft."

Die Olympia-Norm geschafft hat auch der tschechische Vorzeigeathlet Jan Zelezný in seiner Disziplin, dem Speewerfen der Männer. Am Ende war der bereits 38-Jährige trotz guter Leistung nicht ganz mit sich zufrieden, denn seine geworfenen 86,12 Meter reichten "nur" zu Rang 2 hinter dem Russen Alexander Iwanow, der den Speer 87,73 Meter weit schleuderte. Dennoch überwog auch bei ihm das Positive:

"Ich habe wirklich nicht ernsthaft daran gedacht, dass ich die Olympia-Norm nicht schaffen könnte. So schlecht bin ich (noch) nicht. Positiv ist, dass ich mir nun eine Ausgangsbasis geschaffen habe, auf der sich aufbauen lässt. Nun heißt es weiter arbeiten, denn der olympische Wettkampf findet erst in zwei Monaten statt. Und je nachdem wie dieser ausfällt, wird man am Ende auch die Saison beurteilen."

Großes Lob aber gab es schon heute. Nämlich für die Veranstalter, die das Meeting in diesem Jahr bereits mit 36 Millionen Kronen (ca. 1,1 Millionen Euro) dotiert haben. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es ganze 1,2 Millionen Kronen, die bezuschusst worden. Und daher träumen die Verantwortlichen noch von einem großen Schritt - dem verdienten Aufstieg ihres Meetings in die Golden League.