Zwischen Freude und Verbitterung - die Wende im Rückblick

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15 Jahre nach der Wende ist die Euphorie der ersten Wochen längst verflogen, große Hoffnungen mussten sich an der nicht immer einfachen Wirklichkeit messen. Wie aber denkt man heute an die Ereignisse vom November 1989, wie fällt die Bilanz aus? Während die einen mit Dankbarkeit zurückblicken, hat sich bei anderen die Ernüchterung bis zur Verbitterung gesteigert. Auch nach 15 Jahren gibt es noch keine einheitliche Sicht. Thomas Kirschner mit zwei Stimmen für viele.

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"Ich will den Studenten danken - während ich damals zu Hause hinterm Ofen gesessen habe, habe sie ihren Kopf den Polizeiknüppeln hingehalten. Ich möchte danken, dass heute die Leute studieren können - ich konnte das damals nicht und musste in die Fabrik. Ich habe nur eine kleine Rente, aber ich beschwere mich nicht. Und wenn ich trockenes Brot essen müsste, ich würde immer noch rufen: Es lebe die Freiheit! Es lebe die Demokratie!"

Solche euphorischen Meinungen sind selten in Tschechien. Insgesamt herrschen jedoch die positiven Bewertungen klar vor, auch wenn das im Alltag manchmal untergeht. Es gibt aber auch andere Stimmen.

"Ich weiß, jetzt lässt es sich gut reisen, wir dürfen reisen wohin wir wollen. Wenn wir das Geld haben! Überall ist alles zu bekommen - wenn wir das Geld haben! Ich kann mir nichts kaufen und ich kann auch nirgendwo hinfahren. Es heißt, dass man nun auch im Ausland studieren kann. Aber wer denn? Kinder von Prominenten und von denen, die da oben alles gestohlen haben, die können jetzt. Aber die anderen nicht."

Aus solchen Aussagen klingt eine Verbitterung, die die tschechische Gesellschaft noch viele Jahre beschäftigen wird.