100 Tage Krieg: Wie Tschechien der Ukraine hilft
Am diesem Freitag sind genau 100 Tage vergangen, seit das Militär der Russischen Föderation in die Ukraine einmarschiert ist. Seitdem unterstützt die Tschechische Republik die Ukraine in großem Maße.
Die Länder der Nato und der EU unterstützen Kiew durch Sanktionen gegen Russland sowie mit Waffenlieferungen an die ukrainische Armee. Auch die tschechische Regierung beteiligt sich daran und hat zum Beispiel Kampfhubschrauber in die Ukraine geschickt. Tschechien ist einer der fünf größten Lieferanten militärischen Materials an die Ukraine, wie der Staatssekretär im Verteidigungsministerium Tomáš Kopečný (Piraten) der Presseagentur ČTK mitteilte. Kurz nach der Invasion habe die Regierung mehr als drei Milliarden Kronen (121 Millionen Euro) an Militärhilfe bereitgestellt, und über eine weitere Milliarde Kronen (41 Millionen Euro) sei von der Bevölkerung in einer Spendenkampagne aufgebracht worden. Außerdem sei eine hohe Summe „aus anderen Quellen“ gesammelt worden, so Kopečný.
Doch wie der tschechische Außenminister Jan Lipavský (Piraten) gegenüber dem Tschechischen Rundfunk am Freitag erklärte, reiche es nicht aus, Waffen an die Ukraine zu liefern:
„Wir müssen auch Maßnahmen ergreifen, um Russland langfristig daran zu hindern, einen derartigen militärischen Konflikt zu führen. Dabei handelt es sich in erster Linie um weitere Wirtschaftssanktionen.“
Lipavský sprach auch über die Unterstützung für die Ukraine seitens der Tschechischen Republik:
„Es gibt drei grundlegende Pfeiler – militärische Hilfe, politische Hilfe und humanitäre Hilfe. Die Militärhilfe läuft noch, auch wenn öffentlich nicht genauer darüber informiert wird. Sie muss weiterhin geleistet werden, solange die russische Aggression gegen die Ukraine anhält.“
Bei der politischen Unterstützung setzt Lipavský große Hoffnungen in die bevorstehende EU-Ratspräsidentschaft Tschechiens. Er wolle der Ukraine helfen, sich der Europäischen Union so weit wie möglich anzunähern, sagte der Minister:
„Was die humanitäre Hilfe anbelangt, kann jeder genau verfolgen, wie in Tschechien die Flüchtlinge aufgenommen werden. Es werden aber auch konkrete Projekte in der Ukraine und in ihren Nachbarländern umgesetzt, um Menschen zu versorgen, die ihr Zuhause verloren haben und durch den Krieg vertrieben wurden.“
Nach Angaben des Innenministeriums wurde bislang mehr als 360.000 Menschen aus der Ukraine vorübergehender Schutz in Tschechien gewährt. Man habe den Kriegsflüchtlingen die Möglichkeit gegeben, sich zu registrieren, ihnen Unterkünfte zur Verfügung gestellt und den Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht, führt Innenminister Vít Rakušan (Bürgermeisterpartei Stan) an. Demnach haben bereits mehr als 64.000 Ukrainerinnen und Ukrainer hierzulande eine Beschäftigung gefunden. Über die Programme Medevac und Hilfe vor Ort leiste die tschechische Regierung zudem direkt in der Ukraine und den Nachbarländern medizinische und humanitäre Hilfe. Der Gesamtbetrag belaufe sich aktuell auf etwa 130 Millionen Kronen (5,3 Millionen Euro), heißt es im Bericht des Innenministeriums.
Weitere Hilfe wird von Privatpersonen, NGOs und weiteren Organisationen vermittelt und aus Spenden finanziert. So wurden zum Beispiel auf dem Ukraine-Konto der Hilfsorganisation Člověk v tísni (Mensch in Not) bis Ende Mai fast zwei Milliarden Kronen, das heißt knapp 76 Millionen Euro aufgebracht.
Und wie schätzt der tschechische Außenminister die weitere Entwicklung des Konflikts ein? Welche Möglichkeiten sieht er für die Nato?
„Die Nato ist ein Verteidigungsbündnis. Es besteht aus dreißig Ländern, die sich gegenseitig schützen und verteidigen. Für uns ist die Ukraine ein Gebiet, von dem eine Gefahr ausgeht. Natürlich ist es im Interesse der Nato-Mitgliedstaaten, die Ukraine so gut wie möglich zu unterstützen. Und wir sollten uns auch dafür einsetzen, dass Schweden und Finnland erfolgreich dem Nordatlantischen Bündnis beitreten.“
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Radio Prague International berichtet über den Krieg in der Ukraine