30 Jahre Kooperation: Daten aus dem Teilchenbeschleuniger am CERN werden auch in Prag ausgewertet

Vor 30 Jahren wurde Tschechien, beziehungsweise die damalige Tschechoslowakei, Mitglied der Europäischen Organisation für Kernforschung – besser bekannt als CERN. Insgesamt sind über 220 tschechische Wissenschaftler an den Experimenten des weltweit größten Forschungszentrums für Teilchenphysik beteiligt – und das nicht nur vor Ort in Genf, sondern auch in Tschechien. So werden hierzulande etwa die Daten des riesigen Teilchenbeschleunigers ausgewertet. Das geschieht etwa im Physikalischen Institut der Akademie der Wissenschaften im Prager Stadtteil Ládví.

Im Serverraum des Physikalischen Instituts der Akademie der Wissenschaften herrscht ziemlicher Krach. „Es ist sehr laut. Wenn man sich dort länger aufhält, braucht man einen Hörschutz“, sagt Alexandr Mikula vom Rechenzentrum des Instituts in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Viel Lärm um nichts? Weit gefehlt. Seit fast 20 Jahren ist das Physikalische Institut an der Auswertung der Daten aus dem Teilchenbeschleuniger in Genf beteiligt. Aber wie sieht es vor Ort genau aus?

Foto: ColossusCloud,  Pixabay / CC0

„Das ist unsere Rechenzentrale. Links stehen die Server. Sie führen Rechnungen durch von Versuchen der Teilchenphysik. Vor allem handelt es sich um die Experimente Alice und Atlas, die im CERN durchgeführt werden. Die Rechner sehen nicht aus wie ein normaler Computer, vielmehr sind es kleine Boxen, in denen der Server sitzt. Sie verwerten die Daten für die Wissenschaftler.“

Die Daten aus Genf werden in Rechenzentren in ganz Europa ausgewertet. Hier im Prager Stadtteil Ládví gibt es ungefähr 30 Serverschränke. Die Rechenleistung der Geräte ist gewaltig:

„Wir haben hier eine 100-Gigabit-Leitung anliegen. Solche Geschwindigkeiten erreichen wir aber eigentlich nicht. Wir bewegen uns meist bei um die 60 Gigabit, denn die Geräte auf beiden Seiten müssen solche Standards ja auch unterstützen. An einem Tag verarbeiten wir Daten, für die ein normaler Computer zehn Jahre brauchen würde.“

Foto: Pexels,  Pixabay / CC0,  Public Domain

Zum Vergleich: Eine gängige Internetverbindung schafft es auf etwa 100 Megabit pro Sekunde. Im Rechenzentrum in Ládví kann also die tausendfache Datenübertragungsrate erreicht werden. Die Informationen aus dem CERN würden allerdings auch an weiteren Standorten in Tschechien verarbeitet werden, erläutert Alexander Kupčo vom Physikalischen Institut:

„Hier steht nur ein Teil des eigentlichen Rechenzentrums. Zwei weitere Server befinden sich an der Karls-Universität sowie in Řež im Institut für Teilchenphysik. Die drei Institute bilden ein autonomes Zentrum für Tschechien.“

Die Daten aus dem Teilchenbeschleuniger werden auf Dutzenden Computern in Europa ausgewertet…

„Im CERN werden Rohdaten gewonnen, die in sogenannten Tier-0-Zentren abgespeichert werden. Die Daten müssen verarbeitet werden, um die Ereignisse im Teilchenbeschleuniger zu rekonstruieren. Da geht es zum Beispiel darum, ob da ein Elektron war, welche Energie es hatte und ob auch andere Teilchen dabei waren. Das alles wird in den Tier-1- und Tier-2-Zentren rekonstruiert. Anschließend werden die Informationen abgespeichert. Zu den Daten haben dann Physiker Zugang, die die Analysen durchführen. Wir schicken die Informationen also mehrmals um die Welt.“

In Ládví wurden so allein seit Beginn des Jahres bereits 300 Petabyte Daten aus dem CERN ausgewertet. Ein Petabyte entspricht dabei einer Million Gigabyte.

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