40. Todestag von Jiří Trnka - Magier des tschechischen Trickfilms

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Vor genau 40 Jahren, am 30. Dezember 1969 ist mit Jiří Trnka einer der Begründer des tschechischen Trickfilms gestorben. Der vielseitig talentierte bildende Künstler wurde nur 57 Jahre alt, hat aber während seines intensiven Lebens tiefe Spuren hinterlassen. Als Maler, Filmemacher, Bühnenbildner, Marionettenschöpfer oder Buchillustrator ist er auch weit über die Grenzen seines Landes bekannt geworden.

„Trnka – das ist ein Königreich der Kindheit und Poesie.“ Mit diesen Worten charakterisierte der französische Dichter, Maler und Filmemacher Jean Cocteau seinen tschechischen Künstlerkollegen. Jiří Trnka wird als eine Art Universalgenie bezeichnet, dem alles gelang, was seine Hand anfasste. Impulse bekam er gleich als Kind, denn in der Familie, in die Trnka 1912 in Plzeň / Pilsen geboren wurde, wurden Puppen und Marionetten handgefertigt. An der Realschule war sein Zeichenlehrer Josef Skupa, der Pionier des Marionettentheaters und der Schöpfer von Spejbl und Hurvínek. Trnka war von seinem Lehrer fasziniert. Er machte aus der Marionette Hurvínek die Figur für seinen ersten Puppentrickfilm.

1945 gehörte Jiří Trnka zu den Gründern des bekannten Filmstudios „Bratři v triku“. In den Studios erblickten eine ganze Reihe von unvergesslichen Animationsfilmen das Licht der Welt: „Der Kaiser und die Nachtigall“, „Prinz Bajaja“, „Ein Sommernachtstraum“, „Die kybernetische Oma“ oder auch „Die Hand“, ein Film, der auf die Substanz des totalitären Regimes zielt, sind zumindest in Tschechien legendär.

Für einige dieser Streifen hat Trnka auch internationale Kunstpreise erhalten, darunter den Hans-Christian-Preis. Schon 1946 wurde sein Märchentrickfilm „Zvířátka a Petrovští“ beim Filmfestival im französischen Cannes in der Trickfilmkategorie mit dem Hauptpreis gekürt.

Puppenfilm - loutkový film
Jiří Trnka war ein besonderer Mensch. Zum Beispiel zeichnete er bei der Arbeit manchmal mit beiden Händen gleichzeitig. Dabei entstanden ungewöhnlich phantasievolle, poetische und sehr erfinderische Filmkreationen. Da er auch hohen Gewinn für die Staatskasse einbrachte, verzieh ihm die herrschende Partei selbst „Verfehlungen“, die man bei vielen anderen nicht geduldet hätte. Trnka gehörte zum Beispiel auch zu den Signataren des Manifestes „2000 Worte“ aus dem Jahr 1968. Sein Kredo hat er einmal im Tschechoslowakischen Rundfunk formuliert:

„Ich glaube, der Mensch soll das machen, was er machen will, und auch das sagen, wovon er überzeugt ist. Das soll man direkt, ständig und immer wieder sagen. Ich habe mich, so denke ich, genau danach gerichtet und habe so in allen Situationen gelebt, die es hierzulande gab. Vor dem Krieg und nach dem Krieg. Auf diese Weise kann man in voller Anständigkeit leben. Man darf aber nicht etwas anderes sagen, als das, was man denkt.“

Jiří Trnka lebte sehr intensiv und arbeitete oft 16 Stunden am Tag. Das hat vielleicht auch dazu beigetragen, dass er mit 57 Jahren an Herzversagen starb. Bei seinem Begräbnis in Pilsen sollte ursprünglich der Dichter und spätere Nobelpreisträger Jaroslav Seifert die Trauerrede verlesen. Das wurde ihm aber verboten. Seifert war wegen seines Verhaltens in der Zeit des Prager Frühlings 1968 in Ungnade gefallen bei den neuen kommunistischen Hardlinern.