60 Jahre Ackermann-Gemeinde

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Eine der deutschen Organisationen, die während des kommunistischen Regimes die tschechoslowakische Kirche unterstützte und sich seit der politischen Wende von 1989 stark für die deutsch-tschechische Versöhnung einsetzt, ist die Ackermann-Gemeinde. Am vergangenen Freitag hat die Ackermann-Gemeinde ihren 60. Gründungstag mit einer Wallfahrt in das nordböhmische Filipov / Philippsdorf gefeiert. Martina Schneibergova war dabei.

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Der Name der von sudetendeutschen Katholiken gegründeten Organisation wurde der ersten neuhochdeutschen Dichtung, dem "Ackermann aus Böhmen" von Johannes von Saaz entnommen. Zu den Gründungsfeierlichkeiten nach Nordböhmen sind etwa 120 Ackermänner aus ganz Deutschland gekommen. Nach dem Gottesdienst, der schon um 4 Uhr morgens in der Wallfahrtskirche von Filipov gefeiert wurde, ging es weiter in das nahe liegende Rumburk / Rumburg beziehungsweise auf den Berg Dymnik / Rauchenberg. In der dortigen Ausflugsgasstätte wurde dann während der Feststunde über die Geschichte und die Gegenwart der Ackermann-Gemeinde diskutiert. Die Kontakte zu den Christen in der Tschechoslowakei wurden bereits kurz nach dem kommunistischen Putsch von 1948 geknüpft. Der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde Adolf Ullman erzählt:

"Es kam die von den Kommunisten entfesselte erste große Verfolgungswelle mit den Schauprozessen. Damals sind viele Priester und Laien verurteilt worden, die mit Ackermännern studiert und gearbeitet hatten. Daraus haben sich die Kontakte ergeben. Diese Kontakte wurden über den schriftlichen Kontakt und über verdeckte Besuche ausgebaut. Als dann die Dubcek-Wende von 1968 kam, hat der damalige Generalsekretär über 1000 Adressen schwarz mit über die Grenze gebracht. Daraus haben wir ein ganzes System gemacht - zunächst mal zur privaten Betreuung. Ich selber habe zum Beispiel in meiner Jugendarbeit vierzehn solche tschechische Adressen betreut - mit Briefen, mit Büchern, mit Geldsendungen."

Adolf Ullman  (Foto: Autorin)
Nach der Wende von 1989 eröffneten sich neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit mit interessierten Menschen in der Tschechoslowakei beziehungsweise in Tschechien. Die Zusammenarbeit läuft auf verschiedenen Ebenen - sowohl auf der kirchlichen oder kommunalen, als auch auf der persönlichen - und sie wird allmählich auch von der tschechischen Gesellschaft gewürdigt. Ein erfolgreiches Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: Aus dem von der Ackermann-Gemeinde initiierten Jugendaustausch zwischen dem bayrischen Würzburg und dem mährischen Sumperk ist eine Städtepartnerschaft entstanden, die dann auf den neu entstandenen Landkreis Olomouc / Olmütz übertragen wurde. Über die Möglichkeiten der Ackermänner im Bereich der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit sagt Adolf Ullman:

"Wir allein können ja nicht deutsch-tschechische Verständigung machen. Wir können uns nur als eine Art Katalysator empfinden und andere Menschen dazu anstoßen, etwas zu tun, in dieser Richtung einzusteigen. So etwas ist unsere Aufgabe: Etwas auf den Weg zu bringen, immer mehr Menschen zu interessieren. Die tschechische Öffentlichkeit darf auch nicht übersehen, dass vierzig Jahre kommunistischer Eiserner Vorhang in den Köpfen der Deutschen weiße Fläche hinterlassen haben. Die Unkenntnis vieler Deutscher über alles, was östlich von Arber liegt, ist enorm groß, und dem entspricht auch die Interessenhaltung. Wir müssen also erst das Interesse erschließen, bevor wir überhaupt Leute zur Mitarbeit gewinnen können."