8. Mai 2006: Tschechien gedenkt seiner Helden - neue Generäle ernannt

Prager Vitkov-Hügel (Foto: CTK)

Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg endlich zu Ende. In der ehemaligen Tschechoslowakei allerdings wurde auf Geheiß der Sowjetunion lange Jahre immer der 9. Mai als das offizielle Kriegsende begangen, schon weil die Sowjettruppen erst an diesem Tag ohne Gegenwehr in Prag einmarschierten. Seit einigen Jahren nach der Wende aber wird auch in Tschechien der 8. Mai als "Tag der Befreiung" gefeiert. Über die diesjährigen Feierlichkeiten berichtet Lothar Martin.

Prager Vitkov-Hügel  (Foto: CTK)
Der Fahneneid aus Anlass der Rekrutierung in die Tschechische Armee wird hierzulande an zwei Tagen abgelegt: am 28. Oktober, dem Jahrestag der Gründung der Ersten Republik der Tschechoslowakei im Jahre 1918, und eben am 8. Mai. Die 230 Soldaten, die ihn am Montag auf der Prager Burg abgelegt haben, sind inzwischen schon keine Wehrpflichtigen mehr, sondern das junge Blut, das der seit Januar vergangenen Jahres aufgebauten Berufsarmee jetzt zugeführt wurde. War das Gelöbnis der jungen Rekruten einschließlich der Truppenparade von ca. 400 Berufssoldaten wie immer ein optisches wie akustisches Ereignis, so stieß die Gedenkkundgebung für die im Weltkrieg gefallenen Kämpfer, die traditionell unter dem Beisein führender Politiker am Ehrenhain auf dem Prager Vitkov-Hügel stattfand, auf ein nur spärliches öffentliches Interesse. Nur einen Tag früher wurden an gleicher Stätte die sterblichen Überreste des ehemaligen Generals und Politikers Alois Elias in würdiger Form beigesetzt. Elias war vor 64 Jahren als damaliger Vorsitzender der Protektoratsregierung von den deutschen Nazis, die ihn des Hochverrats bezichtigen, hingerichtet worden. General Elias, der während des Zweiten Weltkriegs mit Widerstandskämpfern geheim zusammenarbeitete, wird heute von tschechischen Historikern als "ein Held, der sich freiwillig für seine Heimat opferte" beschrieben.

Fahneneid der jungen Berufssoldaten  (Foto: CTK)
Ein weiterer Held der tschechischen Militärgeschichte ist der Luftwaffengeneral a.D., Frantisek Perina. In Frankreich und Großbritannien kämpfte er als Fliegerpilot gegen Hitlerdeutschland und schoss dabei 14 deutsche Maschinen ab. Am Samstag jedoch hat sich Perinas Lebenslauf geschlossen. Er verstarb in Prag im Alter von 95 Jahren.

Am Feiertag wurden die gelichteten Reihen der tschechischen Generalität aber bereits mit neuen Namen aufgefrischt. Auf der Prager Burg erhob Staatspräsident Vaclav Klaus acht Offiziere von Armee und Polizei in den Rang eines Generals, darunter den Befehlshaber des Generalstabs der Tschechischen Armee, Pavel Stefka, in den höchsten Rang eines Armeegenerals. Stefka wusste diese Beförderung wohl zu schätzen:

Frantisek Perina  (Foto: CTK)
"Seit dem Jahr 1989 wurde der Rang eines Armeegenerals erst an die dritte Person vergeben. Daher ist das heute für mich und die Armee der Tschechischen Republik ein sehr bedeutender Moment."

Am Tage seiner Beförderung hatte der neu ernannte Armeegeneral aber auch nachdenkliche Worte parat:

"Wer will schon im Krieg leben, außer ein paar Abenteurer. Deswegen wird der 8. Mai gefeiert und vor allem dient er der Erinnerung. Denn nicht selten versuchen einige Leute die Geschichte zu verfälschen. Noch stets hat Jemand den Krieg begonnen und die nachfolgenden Leiden verursacht, das kann man nicht widerlegen. Indem man diese Pein dann hat endlich stoppen können, hat man jedes Jahr auch einen Grund zum Feiern."