80. Todestag von Jaroslav Hasek

Jaroslav Hasek im Gasthaus in Lipnice

Am 3. Januar haben Freunde des weltberühmten Schriftstellers Jaroslav Hasek seines 80. Todestages gedacht. Aus diesem Anlass fand in der kleinen ostböhmischen Ortschaft Lipnice nad Sázavou, wo der Prager Wirtshausliterat, Bohemien und schlampiger Genius seine letzten Lebensjahre verbrachte, eine kleine Gedenkfeier statt. Die dortige Atmosphäre bringt Ihnen unsere freie Mitarbeiterin Lucie Drahonovska näher.

Jaroslav Hasek besuchte den malerischen Ort Lipnice inmitten der Böhmisch-Mährischen Höhe zum ersten Mal im Sommer 1921. Er ließ sich im Gasthaus "Zur Böhmischen Krone" nieder, wo er einen grundlegenden Teil seines Schwejk-Romans verfasste. Einige Monate vor seinem vorzeitigen Tod im Jahre 1923 kaufte hier Hasek ein kleines Häuschen, wo er bereits schwer krank die letzten Kapitel seines Welterfolgs "Schwejk" diktierte. In dem kleinen Haus unter der Burg Lipnice wurde später die Gedenkstätte des Schriftstellers eingerichtet. Haseks Leben und Werk dokumentieren persönliche Fotografien, Archivalien und die ersten Schwejk-Ausgaben. Zu den interessantesten Exponaten zählen zweifellsohne einige Kuriositäten aus Haseks abenteuerlicher Rußland-Reise: robuste Filzschuhe, in denen er aus Rußland nach Böhmen zurückkehrte, Balalaika oder Samowar u.a.

Über den geistigen Reichtum des großen Satirikers sprach Radio Prag mit dem Enkel des Schrifrtstellers, Richard Hasek. Kein Zweifel: Richard Hasek sieht seinem Großvater nicht nur täuschend ähnlich, er teilt mit ihm auch die gleichen Vorlieben: Humor, Literatur und Bierkultur. Als Gründer des Hasek-Vereins initiierte Richard Hasek das Festival des Humors und der Satire, das in Lipnice seit 1959 alljährlich im Sommer stattfindet. In vollkommmener Übereinstimmung mit der Lebensphilosophie des Wirtshausliteraten renovierte Richard Hasek in Lipnice das bereits heruntergekommene und geschlossene Gasthaus "Zur Böhmischen Krone". Eben die gleiche Gaststätte, wo sein Großvater vor achtzig Jahren am "Schwejk"-Roman schrieb.

Das Werk seines Großvaters lernte Richard Hasek natürlich zu Hause kennen. Anders als sonst waren es in diesem Fall die Lehrer, die Details über den Schriftsteller von seinem Enkel erfahren haben. Den Erfolg seines Großvaters erklärt Richard Hasek wie folgt:

"Hasek ist nämlich in seinem Denken dermaßen facettenreich - von der einfachen Ebene bis zum intellektuellen Ausmaß, so dass ihn alle - Intellektuelle sowie ganz normale Menschen - verstehen können. Hasek´s Stärke liegt vor allem darin, dass er alle menschliche Phänomene erfassen hat. Wenn Schwejk einen typisch tschechischen Charakter besitzt, dann nur deshalb, weil er tief menschlich ist. Und darin liegt die Allgemeingültigkeit von Schwejk."

Der erfogreiche Schwejk-Roman wurde in achtundfünfzig Sprachen übersetzt und sicherte sich einen festen Platz in der Weltliteratur. Sein Autor fand die letzte Ruhestätte vor genau achtzig Jahren auf dem kleinen Friedhof von Lipnice. Die Stelle würde dem Bohemien bestimmt gefallen: unweit eines Gasthofes, von dem man die Ziehharmonika gut hören kann. Nach Haseks Lipnice werden wir Sie auch ein anderes Mal führen, um seines 120. Geburtsjahrs zu gedenken.