Bierpfützenpoesie als Weltliteratur: Jaroslav Hašek zum 125. Geburtstag
Wenn von tschechischem Humor und tschechischem Gemüt die Rede ist, dann fällt ein Name ganz ohne Zweifel: Jaroslav Hašek, der Vater des braven Soldaten Schwejk. Vor genau 125 Jahren, am 30. April 1883, wurde Hašekin Prag geboren. Sein Leben war noch abenteuerlicher als seine Literatur, sein Vermächtnis ist den Tschechen bis heute Lust und Last.
„´Also sie ham uns den Ferdinand erschlagen´, sagte die Bedienerin zu Herrn Schwejk. ´Was für einen Ferdinand, Frau Müller?´, fragte Schwejk, ohne aufzuhören, sich die Knie zu massieren. ´Ich kenn zwei Ferdinande. Einen, der is Diener beim Drogisten Pruscha, und dann kenn ich noch den Ferdinand Kokoschka, der was den Hundedreck sammelt. Um beide is kein Schad.“
Von der Zeitungsromanfigur ist der Schwejk inzwischen längst zum anerkannten Klassiker aufgestiegen. Als vermeintliches Nationalsymbol ist den Tschechen ihr braver Soldat aber Lust und Last zugleich, meint der Autor Miloš Hoznauer:
„Die Tschechen sind auf ihren Schwejk stolz – der hat es schließlich in die Weltliteratur geschafft. Vom Schwejk wird aber nicht selten auch eine Haltung zur Gesellschaft abgeleitet, die für das Land nicht gut ist. Schwejk ist eine Figur, die ihren Platz in ihrer Zeit hat, und die man heute nicht mehr als Vorbild fürs normale Leben verwenden darf. Manchmal ist es einfach notwendig, dass man den Sachen geradeheraus die Stirn bietet, und nicht immer nur den Hintern, so wie Schwejk.“
Aber wer sonst außer Jaroslav Hašek und sein Schwejk könnte es heute aus der Literatur bis in tschechische Parlamentsdebatten schaffen – und noch dazu in deutscher Sprache?„Das ist eine Simulanten tschechische Bande“, so Premier Mirek Topolánek kürzlich frei nach Hašek zu den Gründen der Gesundheitsreform. Das forderte natürlich Widerspruch beim Oppositions-Gesundheitsexperten David Rath heraus:
„´Das ganze tschechische Volk ist eine Simulantenbande´ - das ist das korrekte Zitat, Herr Premier!“