Abflug in die Verlustzone: Bindung der ČSA an Prager Flughafen löst das Problem nicht
Eher dünn war die Nachrichtenlage am Donnerstag und dementsprechend dürftig ist auch die Ausbeute auf den Kommentarseiten der tschechischen Tageszeitungen. In der Mladá fronta Dnes macht sich Jana Klímová Gedanken über die von der Regierung beschlossene Vereinigung der schwer defizitären Fluglinie ČSA und des gewinnbringenden Prager Flughafens unter dem Dach einer Holding.
Klímová kritisiert, dass die Regierung ihre Pläne bis zum letzten Moment geheim gehalten habe. Nicht einmal die Manager der betroffenen Firmen seien eingeweiht gewesen.
„Natürlich außer dem Direktor, der schon seit einiger Zeit beide Firmen auf einmal leitet und der in der Vergangenheit schon ein paar Mal gezeigt hat, dass er mit Politikern aller Parteien ‚kann’. Mit der ehemaligen grauen Eminenz der Prager Bürgerdemokraten, Roman Janoušek, hat er ein Grundstücksgeschäft für den Hausbau abgewickelt, den Sozialdemokraten nahestehenden Leuten hat er wichtige Posten in der ČSA überlassen und jetzt geht es scheinbar mit dem TOP-09-Vizechef und Finanzminister Kalousek.“
Dabei sei überhaupt nicht klar, was die Zusammenführung von Flughafen und ČSA bringen solle, schreibt Redakteurin Klímová in der Mladá fronta Dnes:„Die ČSA hat im vergangenen Jahr 3,7 Milliarden Kronen Verlust gemacht, in den ersten neun Monaten dieses Jahres ohne den Verkauf von weiterem Eigentum 1,4 Milliarden. Demgegenüber hat der Prager Flughafen rund eine Milliarde Gewinn gemacht.“
Die neue Luftfahrtholding würde also sogleich in der Verlustzone landen, so Jana Klímová. Außer einigen kleineren Einsparungen im Management und bei der Abfertigung der Flugzeuge brächte die engere Bindung der Fluglinie ČSA an den Prager Flughafen keine nennenswerten Vorteile. Dafür aber möglicherweise Probleme mit den Wettbewerbshütern in Prag und Brüssel. Die EU sei wegen des von der ČSA bisher nicht zurückgezahlten staatlichen 2,5-Milliarden-Kronen-Kredits vom Vorjahr ohnehin schon in Alarmbereitschaft:„Es scheint, als würde die ČSA mit diesem Schritt nur ein paar Jahre mehr zum Überleben bekommen, anstatt dass man ihre Situation endlich lösen würde. Die Fluglinie müsste sich entweder radikal verändern, deutlich sparen und endlich ein kompetentes Management bekommen oder aber pleitegehen. Die Verbindung mit dem Prager Flughafen schwächt das Problem zwar ab und schiebt es auf, löst es aber nicht.“