Advent in Prag: Akademiker der Technischen Universität geben Benefizkonzerte

Akademiker in der Betlehemskapelle (Foto: sbor.cvut.cz)

Dass ein neues Weihnachtsfest bereits an die Tür klopf, ist hierzulande nicht nur am geschäftigen Treiben auf den Straßen zu erkennen. Auf Hochtouren laufen auch die Vorbereitungen in vielen Haushalten. Zum Glück gibt es dieser Tage auch Orte, wo man der Hektik entrinnen, ja sogar inne halten kann. Zum Beispiel bei einem der zahlreichen Weihnachtskonzerte. So eins hat Jitka Mládková für Radio Prag besucht.

Es war kein Konzert von Berufsmusikern, wie man etwa erwarten könnte. Am Donnerstagabend kam in der Prager Bethlehemskapelle das Amateur-Orchester der Technischen Universität Prag bereits zum zwölften Mal zusammen, um sein traditionelles Weihnachtskonzert mit der ebenfalls traditionellen Weihnachtsmesse von Jan Jakub Ryba zu geben. Neben einigen Solisten hat auch ein Amateurchor mitgesungen.

„Einige von uns hatten vor elf Jahren die Idee, in der Betlehemskapelle das umzusetzen, was eigentlich ihr Name anbietet.“ So erläuterte Josef Zicha, der Dirigent des Orchesters, die Entstehung der Benefizkonzerte mit dem Namen „Kommt mit uns nach Betlehem“. Wenn er nicht gerade das Weihnachtskonzert leitet, dann doziert Zicha übrigens an der Fakultät für Maschinenbau. Auch diesmal wurden bei dem Konzert Spenden für schwer kranke Kinderpatienten im Universitätsklinikum in Prag-Motol gesammelt.

Die Tradition des überwiegend mit Fachgelehrten besetzten Amateurklangkörpers, Rybas Böhmische Hirtenmesse zu geben, ist allerdings wesentlich älter als zwölf Jahre. Man schon in den 60er Jahren in der Kleinstadt Říčany bei Prag angefangen, wo Josef Zicha und seine Kollegen in der dortigen Sternwarte arbeiteten:

„Zum ersten Mal spielten wir diese Messe etwa im Jahr 1974. Es war wichtig, rechtzeitig mit den zuständigen Stellen darüber zu verhandeln. Dann hat man es uns – wenn auch mit Zähneknirschen – genehmigt. Konzerte außerhalb der Kirche zu veranstalten galt noch im Jahr 1984 als sehr problematisch.“

Dafür, dass die beruflich in der Technik fest verankerten Akademiker ihr Hobby bereits Jahrzehnte lang pflegen, hat ihr Spiritusagens folgende Erklärung:

„Meiner Meinung nach gilt Musik für viele Techniker als natürliche Kompensation ihres Berufes. Es geht jeweils um eine Portion ´Handwerk´, das man beherrschen muss, und ein Stück Seele, die man auch hineinlegen muss. Mit dieser Einstellung ist es egal, ob man Noten schreibt, ein Gemälde malt oder eine schöne Konstruktion erstellt. Wenn Sie sich zum Beispiel das Kurbelgetriebe einer Dampflokomotive anschauen, kann es genauso tolle Gefühle evozieren wie etwa die Sixtinische Madonna oder ein Divertimento von Mozart.“

Doch die Bedeutung der Benefizkonzerte, die Zicha und seine Kollegen in der Weihnachtszeit geben, liegt für ihn auch noch woanders:

„Es ist unheimlich wichtig, dass man sich wenigstens einmal im Jahr – bei der Mehrheit meiner Kollegen ist es aber viel öfter – der Zusammengehörigkeit der Menschen bewusst wird. Die Kunst ist dabei der wunderbare Nagel, der das alles zusammenhält.“