Ägyptologen enträtseln bisher unverständlichen Text

Foto: Alexander Paukner, Pixabay / CC0

Bei ihren Forschungen in Grabanlagen nahe den Pyramiden von Abusir haben Altphilologen aus Prag eine weitere Inschrift entziffern können.

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Renata Landgráfová erläutert die altägyptischen Hieroglyphen. Aus Piktogrammen werden Wörter und Sätze…

Die Ägyptologin und Archäologin gehört zu einem tschechischen Forscherteam in Abusir. Das hat sich in der ersten Hälfte dieses Jahres noch einmal mit Grabinschriften beschäftigt, die bereits zuvor gefunden worden waren. Doch der Text auf der letzten Ruhestätte des Priesters Iufaa aus der Mitte des ersten Jahrtausends vor Christus gab weiter Rätsel auf. Zum einen ist er unvollständig, weil Grabräuber dort zuvor gewütet hatten. Zum anderen besteht er aus einer sehr verkürzten Sprache. Dann fanden Renata Landgráfová und ihre Kollegen aber eine Parallele:

„Drei Wochen lang arbeiteten wir am Grab von General Menechibnekon. Dabei haben wir uns die wichtigsten Textpassagen eingeprägt. Dann sind wir zum Grab von Iufaa zurückgekehrt und haben uns die bisher unverständlichen Texte angeschaut. Und plötzlich sahen wir Teile von dem, was auf dem Grabdeckel von Menechibnekon geschrieben steht. Das haben wir dann genauer untersucht“, so Landgráfová.

Renata Landgráfová  (Foto: Marián Vojtek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Vor allem ein Zeichen half den Wissenschaftlern von der Prager Karlsuniversität zum Verständnis der Grabinschriften von Iufaa: das Piktogramm eines Schweines. Altphilologin Landgráfová:

„Das Schwein ist ein typisches Zeichen. Bei Iufaa wird zwar an derselben Stelle im Text nicht das Abbild eines Schweines verwendet, sondern das der Nilpferd-Göttin. Aber ein weibliches Schwein oder ein weibliches Nilpferd bedeutete damals dasselbe. Es waren zwei Manifestationen ein und derselben Gottheit – und zwar der Isis.“

Isis war im altägyptischen Glauben wichtig für den sicheren Übergang der Toten aus der hiesigen Welt in die jenseitige. Denn man starb nicht, sondern existierte weiter. Texte, die um den Schutz für den Gestorbenen baten, waren zunächst nur den Pharaonen vorbehalten. Im sechsten Jahrhundert vor Christus konnten sich aber auch gut betuchte ägyptische Untertanen diese leisten – so eben General Menechibnekon.

Abusir  (Foto: Štěpán Macháček,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Der Tod hat keine Macht, sich in Menechibnekons Herzen einzunisten, auch nicht in seinen Gliedern. Denn sein ganzer Körper wird von Isis und ihrer magischen Macht durchdrungen“, zitiert Renata Landgráfová.

Vielleicht finden sich in Abusir ja noch mehr solcher Texte. Jedenfalls wollen die tschechischen Ägyptologen im Spätsommer erneut dorthin reisen und weitere Inschriften studieren. Ziel ist eine wissenschaftliche Veröffentlichung, auf die Kollegen im Ausland angeblich bereits mit Spannung warten.