Ärzte gehen - Gesundheitsminister will Krankenhäuser umwandeln anstatt schließen

Für viele tschechische Krankenhäuser und damit aber auch für Gesundheitsminister Leoš Heger ist die Woche der Wahrheit angebrochen. Denn bis zum 31. Dezember werden die Ärzte, die gegen zu niedrige Löhne und Überstunden protestieren, ihre Kündigungen einreichen. Danach wird gezählt, wie viele der Ärzte sich der Gewerkschaftskampagne „Danke, wir gehen“ angeschlossen haben. Minister Heger verkündet indes schon jetzt seine Vorstellungen, wie die Folgen der Massenkündigungen aufgefangen werden könnten.

Foto: Adam Ciesielski / Stock.XCHNG
Es sind bereits 3800 Krankenhausärzte, die den Aufruf der Ärzte-Gewerkschaft unterzeichnet haben. Das ist knapp ein Viertel des gesamten medizinischen Personals in den Kliniken. Die Ärzte wollen mit ihren Kündigungen gegen die Bedingungen in tschechischen Krankenhäusern protestieren. Der Chef der Ärztegewerkschaft, Martin Engel, glaubt, dass die meisten der 3800 Ärzte bis Ende der Woche ihre Kündigungen auch tatsächlich einreichen werden. Denn Angst vor der Arbeitslosigkeit dürfte es kaum geben, glaubt Engel:

Martin Engel  (Foto: ČTK)
„Es gibt mehrere Möglichkeiten: Einige der Ärzte nehmen sich eine Zeitlang Urlaub, den sie lange nicht hatten. Zudem könnten sie für Pharma-Unternehmen arbeiten. Oder etwas ganz anderes: Sie übernehmen einen Managerposten. Ich glaube, für Ärzte gibt es mehr Stellenangebote und Möglichkeiten als für die Regierung, die mit uns immer noch nicht adäquat verhandelt.“

Der Wechsel in ein Krankenhaus im Ausland mit besserer Bezahlung müsse also nicht die einzige Alternative für die Ärzte sein, behauptet der Chef der Ärztegewerkschaft.

Pavel Vávra  (Foto: Facebook)
Bewahrheiten sich die Ankündigungen des Gewerkschaftschefs, dann wird es nach Ablauf der Kündigungsfrist, also spätestens ab März, kritisch bei der Personallage in einigen Krankenhäusern. Der Exodus würde zum Exitus, wie im Krankenhaus der mährischen Stadt Nové Město na Moravě / Neustadt in Mähren. Pavel Vávra ist dort Arzt und leitet die Ärztegewerkschaft im Kreis Vysočina:

„Bei uns haben 93 von zirka 120 Ärzten ihre Kündigung eingereicht. Das ist eine so hohe Zahl, dass es sicher zur Schließung des Krankenhauses kommt.“

Leoš Heger  (Foto: ČTK)
Trotz dieser Befürchtungen hat Gesundheitsminister Leoš Heger keine Verhandlungen mit den Vertretern der Ärztegewerkschaft aufgenommen. Auch plant er, Krankenhäuser eher nicht zu schließen, sondern umzufunktionieren:

„Es lassen sich ziemlich leicht Erste-Hilfe-Zentren aufbauen oder Stationen, an denen der Gesundheitszustand der Patienten stabilisiert würde und der Patient so auf einen Weitertransport vorbereitet wird.“

Eine weitere Möglichkeit sei die Schließung einzelner Abteilungen in den Krankenhäusern oder die Zusammenlegung einer Abteilung, der die Ärzte fehlen, mit einer entsprechenden Abteilung einer anderen Klinik. Genauere Pläne wollen die Kreise und das Ministerium in der ersten Hälfte Januar erstellen. Dann sollten auch die genauen Zahlen der Kündigungen bekannt sein.