Ärzte und Pflegepersonal aus dem Ausland für tschechische Krankenhäuser

Illustrationsfoto: CDC Global, Flickr, CC BY 2.0

In den vergangenen Tagen ist in Tschechien die Zahl der Corona-Neuinfektionen nicht mehr so sehr angestiegen. Dennoch werden es nach und nach immer mehr Menschen, die in den Krankenhäusern versorgt werden müssen. Dabei fehlt zugleich das Personal – also Ärzte und Pflegekräfte. Deswegen bemüht sich die hiesige Regierung darum, zeitweilig Fachkräfte aus anderen Ländern einzusetzen.

Milan Kubek  (Foto: Šárka Ševčíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

Schon zu normalen Zeiten leidet das tschechische Gesundheitswesen unter Personalmangel. Durch die Corona-Pandemie hat sich das Problem noch verstärkt. Denn mittlerweile sind 16.000 Ärzte und Pflegekräfte im Land mit dem Coronavirus infiziert. Das sagt Milan Kubek, der Präsident der Ärztekammer, und ergänzt:

„Am traurigsten ist aber, dass bereits fünf Ärzte in Tschechien daran gestorben sind. In der vergangenen Woche waren es zwei: ein praktischer Arzt in Prag und ein Kinderarzt aus dem Kreis Pardubice.“

Das tschechische Gesundheitsministerium hat sich nun sogar an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gewandt. Abhängig von der weiteren Entwicklung wurde um die Entsendung von zwei medizinischen Teams gebeten. Aleksi Šedo ist Staatssekretär im Ministerium:

Aleksi Šedo | Foto: Kateřina Cibulka,  Tschechischer Rundfunk

„Falls wir die Hilfe brauchen, haben wir Bedarf an Ärzten und vor allem Pflegepersonal. Denn bei diesen Professionen steigen die Ansteckungszahlen.“

Die WHO wiederum kann wohl relativ schnell reagieren, wenn es in den Kliniken hierzulande eng werden würde. Dies sagt zumindest Srđan Matić, der Vertreter der Weltgesundheitsorganisation in Tschechien.

„Es dauert nicht sehr lang, die Teams ins Land zu bringen, vor allem da wir vorrangig in europäischen Ländern nach Kapazitäten suchen. Daher dürften kaum logistische Probleme entstehen. Bei der Ausstattung mit Betten und Geräten ist die Lage in der Tschechischen Republik sehr gut. In früheren Fällen anderer Länder mussten die Teams auch ihre Feldlazarette mitbringen, um Hilfe leisten zu können. Das ist hier nicht nötig. Es geht nur darum, das medizinische Personal tatsächlich hierherzubringen“, so Matić gegenüber Radio Prag International.

Medizinische Fachkräfte der Bundeswehr  (Foto: isafmedia,  Flickr,  CC BY 2.0)

Jenseits der Bemühungen der Weltgesundheitsorganisation haben einzelne Staaten schon die Entsendung von Ärzten zugesagt. Dazu gehört auch Deutschland. So könnten zwei medizinische Fachkräfte der Bundeswehr auf der Intensivstation des Militärkrankenhauses in Prag helfen. Aber nicht nur das, wie Zoltán Bubeník vom tschechischen Verteidigungsministerium betont:

„Sollte Bedarf angemeldet werden, entweder vom Verteidigungsministerium, dem Militärkrankenhaus oder jedweder zivilen Klinik, könnten über das Programm Medevac bis zu zehn Patienten aus Tschechien zur Behandlung an deutsche Krankenhäuser überstellt werden. Dabei gehe ich von Militärkliniken in Berlin, Hamburg oder Koblenz aus.“

Andrej Babiš  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)

Und am Mittwoch gab Premier Andrej Babiš (Partei Ano) bekannt, dass Bayern sogar angeboten hat, bis zu 100 tschechische Patienten bei Bedarf in seinen Kliniken unterzubringen.

Ebenfalls weit gediehen ist der mögliche Einsatz von Ärzten der National Guard aus den USA. Seit Samstag sondieren sieben Mediziner aus Texas und Nebraska den Einsatzbereich in Tschechien für die bis zu 30 Fachkräfte. Die amerikanische Abordnung hätte sich bereits das Militärkrankenhaus in Prag angeschaut, sagte Zoltán Bubeník am Montag:

Feldlazarett im Prager Stadteil Letňany  (Foto: Michaela Danelová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)

„Danach fahren sie ins Feldlazarett im Prager Stadtteil Letňany. Dort machen sie sich mit der Struktur, der personellen Ausstattung, der Logistik und den Aufgaben dieses Not-Krankenhauses vertraut.“

Auch mit Frankreich und Israel steht Prag in Verhandlungen. Das tschechische Abgeordnetenhaus hat schließlich vor kurzem mit einem Beschluss ermöglicht, dass bis zu 300 Militärärzte aus EU- und Nato-Ländern hierzulande vorübergehend tätig sein können.