Alt, aber verlässlich: die Seilbahn auf die Schneekoppe

Seilbahn auf die Schneekoppe (Foto: www.seilbahn-nostalgie.ch)

Seit 60 Jahren kann man von Pec pod Snezkou / Petzer auf den höchsten tschechischen Berg, die Schneekoppe, gondeln. Früher wurde der Sessellift auch für den Transport von Lasten genutzt, heute sind es meistens Touristen, die sich die Fahrt auf rund 1600 Meter hinauf oder von dort hinunter gönnen. Mittlerweile ist aber der Umbau des Liftes zu einer Kabinenbahn beschlossene Sache.

Seilbahn auf die Schneekoppe  (Foto: www.wikimedia.org)
Von der Talstation in Pec pod Sněžkou geht es zunächst hoch zur Zwischenstation Růžová hora, dem Rosenberg. Nach einem kleinen Umstieg fährt man nun weiter zur Gipfelstation in 1594 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Insgesamt dauert die Fahrt etwa 25 Minuten. Von der Gipfelstation sind es nur noch etwa fünf Minuten zu Fuß bis zum Gipfel der Schneekoppe.

Seit 60 Jahren gibt es nun diese bequeme Aufstiegshilfe auf den 1602 Meter hohen Riesengebirgsgipfel. Dabei stimmt es mit diesem Datum nicht ganz genau, wie der Direktor der Schneekoppen-Seilbahn AG, Jiří Martinec, erläutert:

Jiří Martinec
„Eigentlich muss man sagen, dass wir jetzt in der 62. Saison sind. Der erste Teil des Sessellifts wurde bereits in den Jahren 1948 und 1949 gebaut und am 15. Januar 1949 in Betrieb genommen. Der zweite Teil wurde dann erst am 1. Juli 1950 eröffnet. Wir haben aber schon vor ein paar Jahren die Inbetriebnahme gefeiert.“

Bei Inbetriebnahme wurde die Länge der Betriebszeit auf 17 Jahre geschätzt, doch der Lift befördert auch heute noch die Menschen sicher hinauf und hinunter. Jiří Martinec:

„Der meiste Teil der Ausstattung ist original. Das ist vor allem das Stahlgerüst. Die Sessel stammen aus den 60er und 70er Jahren, als wir festeres Material eingesetzt haben. Aber eine Gesamtrenovierung wurde noch nie gemacht. In den 60er Jahren wurde die obere Strecke überholt. Manche Seilbahnstützen wurden verlegt, manche wurden abmontiert, andere hinzugebaut. Damit sollte ein Herunterhängen des Förderseils vor allem nachts bei starkem Wind verhindert werden. Eine weitere Renovierung haben wir im Jahr 1983 vorgenommen. Damals wurden Elektrik, Sicherungssysteme und die Bremsen ausgetauscht, um den neuen Normen zu entsprechen. Und die letzten Arbeiten wurden vor vier Jahren gemacht, als wir im oberen Streckenteil die elektrische Schaltung erneuert haben. Jetzt wird der Antrieb per so genanntem Thyristor geregelt.“

Talstation in Pec pod Sněžkou  (Foto: www.wikimedia.org)
Normalerweise fährt der Sessellift mit einer Geschwindigkeit von zweieinhalb Metern pro Sekunde, das sind neun Stundenkilometer. Je nach Windstärke wird die Fahrt auch gedrosselt, und herrscht Sturm mit Wind ab 54 Stundenkilometern, dann muss der Lift ihren Betrieb stoppen. Das geschieht in der oberen Hälfte zur Schneekoppe ungefähr 140 Mal pro Jahr. Im April und im November wird die Anlage ohnehin abgeschaltet. Dann wird alles überprüft und repariert, was nicht in Ordnung ist. In regelmäßigen Abständen muss zum Beispiel das Seil gewechselt werden.

Seilbahn auf die Schneekoppe  (Foto: www.wikimedia.org)
„Das Seil hält im unteren Teil des Lifts rund dreieinhalb bis vier Jahre und im oberen etwa zweieinhalb bis drei Jahre. Unten haben wir also das 25. und oben das 27. Seil“, wie Jiří Martinec erläutert

60 Jahre Bestehen bedeutet aber nicht, dass der Sessellift altmodisch ist. Es gibt hier im Gegenteil einige Details, die selbst bei vielen modernen Einrichtungen fehlen. So ist zum Beispiel das Ein- und Ausstiegen ziemlich bequem.

„Jeder Sessel wird bei der Ausfahrt aus der Station an das Förderseil, das sich immer bewegt, angeklemmt und bei der Anfahrt wieder abgeklemmt. Der Sessel fährt dann über ein unabhängiges Gleis. Die Fahrgäste können deswegen in Ruhe ein- und aussteigen.“

Seilbahn auf die Schneekoppe  (Foto: www.seilbahn-nostalgie.ch)
Jedes Jahr befördert der Lift rund 170.000 Passagiere. In den letzten 61 Jahren kommt die Schneekoppenbahn auf insgesamt fast 10 Millionen Reisende. Immer zu zweit geht es auf die Fahrt. Dabei sitzen die Fahrgäste des Zweier-Sessellifts nicht wie üblich in Fahrtrichtung sondern seitlich. Auf diese Weise haben sie einen guten Blick auf die Landschaft rechts der Trasse.

„Dies ist charakteristisch für dieses System, das nach dem Zweiten Weltkrieg von der schweizerischen Firma von Roll entwickelt wurde“, sagt Jiří Martinec.



Talstation in Pec pod Sněžkou  (Foto: www.seilbahn-nostalgie.ch)
Der Sessellift wurde aber nur in Lizenz der Schweizer in der Tschechoslowakei hergestellt, und zwar durch den damaligen VEB Transport im ostböhmischen Chrudim. Neben den Passagieren wurden immer auch Güter befördert, erzählt Martinec:

„Heute ist das nicht mehr so wichtig wie früher. Wir haben aber immer noch Transportvorrichtungen für Güter. Früher, als die Böhmische Baude noch von uns versorgt wurde, wo es mehr Touristen gab als heute, war das komplizierter. Heute versorgen wir das Postamt auf der Schneekoppe, wir versorgen das Bistro und wir bringen auch den Müll weg. Und im Winter befördern wir zudem Güter zur Rosenberg-Baude. Im Sommer werden sie mit dem Auto hinaufgebracht. In diesen Sommer haben wir auch das Bistro in der polnischen Baude versorgt.“

Foto: www.seilbahn-nostalgie.ch
Über die Schneekoppe verläuft die Staatsgrenze zwischen Tschechien und Polen. Die Gipfelstation ist nur ein paar Meter von der polnischen Grenze entfernt. Es gab früher Überlegungen, auch eine Seilbahn auf der polnischen Seite der Schneekoppe zu bauen und sie eventuell mit dem tschechischen Sessellift zu verbinden.

„Bei den technischen Möglichkeiten von heute ist es machbar, aber wegen der Witterung auf der polnischen Seite wäre es zu kompliziert“, glaubt der Direktor des Schneekoppe-Sessellifts.

Wartung der Seilbahn  (Foto: www.ct24.cz)
Jiří Martinec hofft nun auf eine Modernisierung der 60-jährigen Anlage auf der tschechischen Seite:

„Es wäre schade, diese Tradition zu unterbrechen. Ganz Mitteleuropa kennt den Sessellift auf die Schneekoppe. Die Leute kommen immer wieder hierher zurück. Wir versuchen eine neue Seilbahn zu bauen. Wir haben schon eine Vereinbarung mit den Naturschützern und besitzen sogar eine Baugenehmigung. Da aber beschlossen wurde, auf dem Rosenberg keine Skipisten anzulegen, kann sich das nicht selbst finanzieren und wir sind von Subventionen abhängig. Wir haben einen Antrag auf Zuschüsse aus europäischen Fonds gestellt.“

Seilbahn auf die Schneekoppe  (Foto: www.seilbahn-nostalgie.ch)
Über die die Gelder aus Brüssel soll im September entschieden werden. Geplant ist, die neue Bahn näher an den Parkplatz in Pec pod Sněžkou zu rücken. Vor allem aber sollen anstatt der Zweiersessel dann Kabinen für vier Personen an die Seile gehängt werden.

Der derzeitige Sessellift ist im Sommer täglich von 8 Uhr bis 19 Uhr in Betrieb. Wenn sie sich für eine Fahrt entscheiden, dann sollten Sie trotz der Hitze nicht vergessen, auch etwas Wärmeres zum Anziehen mitzunehmen. Denn auf Tschechiens höchstem Berg herrscht Hochgebirgsklima.

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