Amazon entscheidet sich gegen Brünn

Foto: Tschechisches Fernsehen

Der amerikanische Online-Händler Amazon hat sich vorerst von seinen Plänen im südmährischen Brno / Brünn verabschiedet. Die Firma rechne derzeit mit einem anderen Standort in Mitteleuropa, gab der Leiter des Europa-Geschäfts, Tim Collins, am Mittwoch in Graben bei Augsburg bekannt. Collins bestätigte hingegen den Bau des zweiten in Tschechien geplanten Verteilzentrums, dieses soll in Dobrovíz bei Prag entstehen.

Amazon wollte in Brünn ein Verteilzentrum bauen  (Foto: ČT24)
Amazon wollte in Brünn auf einer Fläche von 95.000 Quadratmeter (etwa 13 Fußballplätze) ein Verteilzentrum bauen, die Stadt hat aber bisher den Flächennutzungsplan nicht entsprechend geändert. Deswegen stimmten die Stadtverordneten dreimal gegen das Bauvorhaben der Firma. Dabei waren 1500 neue Arbeitsplätze geplant, bei einem Investitionsvolumen von angeblich 100 Millionen Euro.

Staatspräsident Miloš Zeman kritisierte daher am Mittwoch erneut die Brünner Stadtverordneten. Die Abkehr von Amazon sei vor allem ihr Fehler, so Zeman. Finanzminister Andrej Babiš sprach von einem „absurden“ Verhalten der Stadtvertreter und einer vertanen Chance. Schließlich wolle man doch weitere ausländische Investoren nach Tschechien locken und brauche diese auch, um gegen die hohen Arbeitslosenzahlen zu kämpfen.

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Kritiker hatten aber bereits im Vorfeld eingewendet, dass die Vorhaben von Amazon in Tschechien vor allem billige Arbeitsplätze schaffen würden. Ein Brünner Stadtverordneter von den Grünen hatte im März deswegen dazu aufgerufen, sich statt der Ansiedlung des Online-Händlers um Investitionen mit einem höheren Mehrwert zu bemühen.

Autor: Till Janzer
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