Angehende Künstler wetteifern um „Nationalpreis für studentisches Design“
Am Mittwoch wurden in Prag die Gewinner des tschechischen Nationalpreises für studentisches Design bekannt gegeben. An dem seit 2004 organisierten Wettbewerb nahmen 120 Schüler und Studenten von über 30 Kunstgewerbeschulen aus ganz Tschechien teil.
Bis zum Wendejahr 1989 wurde das Industriedesign hierzulande wie das Aschenbrödel behandelt. Es mangelte nicht an entsprechenden Studienfächern an den Kunst- und Kunstgewerbeschulen, hoch gebildeten Pädagogen und kreativen Studenten. Aber wegen der zum Großteil für den Export nach Osten ausgerichteten Massenproduktion kamen sie kaum zur Geltung. Mit dem 1991 gegründeten Design-Zentrums wollte Tschechien wieder an die Traditionen der ersten tschechoslowakischen Republik anknüpfen. Bei den nun alljährlich veranstalteten Wettbewerben für Berufsdesigner wurde der Blick auch verstärkt in die studentischen Designwerkstätten geworfen:
„Schritt in Schritt mit der neuen Entwicklung, in der die Zahl von Schulen, Studenten und guten Designarbeiten zugenommen hat, war es nicht mehr möglich, diese mit den Berufsdesignern in einem Wettbewerb zu vergleichen“,
sagt die Hauptseele des Wettbewerbs Lenka Žižková, Leiterin des „Designkabinetts.cz“ bei der Stiftung für Architektur und Bauwesen. 2004 hat man also die Studentenkategorie ausgeklammert und zu einem selbständigen Wettbewerb umgestaltet. Vergeben werden traditionsgemäß mehrere Preise, der begehrteste war diesmal der zum ersten Mal verliehene „Nationalpreis“. Ihn hat der 26-jährige Roman Vrtiška für seine Diplomarbeit „Eine städtische Sitzbank“ gewonnen. Im Gebiet des Outdoor-Mobiliars ist der frischgebackene Absolvent der Prager Kunstgewerbehochschule kein Neuling:
„Mit meinen gemachten Erfahrungen habe ich festgestellt, dass gerade dieser Bereich immer noch riesengroße Betätigungsfelder bietet. Die meisten Leute interessieren sich für das Indoor-Mobiliar und halten es für das ´echte´ Design. Schließlich ist das etwas, was man überall in den Lifestyle-Magazins sieht und was am meisten gefragt ist.“
Sitzbänke, Abfallbehälter, Veloständer, Pflanzenbehälter, Wehrsteine, Buswartehäuschen und einiges mehr haben in Tschechien als nicht uniformierte Objekte der öffentlichen Raumgestaltung auch erst nach der Wende Einzug gehalten. Ist also Roman Vrtiška in seiner Wahl dem Ruf seines Herzens gefolgt?
„Hundertprozentig nicht. Ich muss gestehen, dass es meinerseits auch ein bisschen Kalkül war. Ich wollte die Situation vermeiden, die viele Design-Studenten oft erleben: Sie machen einen Entwurf, er mag auch sehr gut sein, wenn er aber keine Verbindung mit der Produktion hat, dann bleibt es nur bei der Theorie und sie haben es nur sozusagen für die Schublade gemacht.“
Lenka Žižková ist über die Chancen der Preisgekrönten höchst zuversichtlich:
„Ich bin mir sicher, dass man diejenigen, die heute einen Preis geholt haben und deren Namen bisher unbekannt waren, nächstes Jahr als Stars gelten werden.“