Angriff mit Plastikwaffe auf Staatspräsident Klaus – Leibwächter versagen
Airsoft ist ein Begriff, den nicht jeder kennt. In Tschechien sind die Pistolen und Gewehre aus Plastik beliebt bei Kriegsspielen im Wald, seit vergangenem Freitag kennt sie nun die ganze Nation: Staatspräsident Klaus wurde am Staatsfeiertag von einem jungen Mann damit beschossen. Das erste Attentat auf einen tschechischen Staatspräsidenten führte nun zum Rücktritt des Chefs der Leibwache.
Festgenommen wurde der 26-jährige Angreifer kurz nach seinem Angriff von der örtlichen Polizei. Er wurde verhört, am Samstag aber bereits wieder auf freien Fuß gesetzt. Es droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren.
Klaus blieb glücklicherweise unverletzt. Airsoftwaffen verschießen kleine Plastikkugeln mit geringer Wucht, sie sind auch auf kurze Entfernungen nur bedingt gefährlich. Allerdings haben die täuschend echten Waffen schon zu tödlichen Zwischenfällen geführt: Meist haben Polizisten die Plastikimitate für echte Waffen gehalten und das Feuer eröffnet. Der ehemalige General und Sicherheitsberater Andor Šándor bewertet den Vorfall:„Wenn der Präsident von einem Schützen aus einer Entfernung von vielleicht 45 Metern getroffen worden wäre, wäre es nicht fair, den Vorfall der Leibwache anzulasten. Bei diesem engen Kontakt aber sehe ich es als ernstes Problem an, dass der Präsident nicht mit dem Körper eines Leibwächters geschützt oder zu Boden gerissen wurde.“
Nun hat die Inspektion der Sicherheitsorgane Ermittlungen aufgenommen. Sie soll klären, warum es zu dem fatalen Versagen der Leibwächter kam, und ob es sich sogar um eine Straftat handelt.Der Täter erklärte indes über das soziale Netzwerk Facebook seine Gründe für den Angriff. Er wollte die Politiker dazu bringen, mehr über ihr Auftreten gegenüber dem Volk nachzudenken. Eine Pistole habe er benutzt, damit seine Tat mehr Gewicht hat als geworfene Eier oder Tomaten.
Präsident Klaus äußerte sich erst am Montag in einem Interview für die Tageszeitung Mladá Fronta Dnes. Der Angriff zeuge vom derzeitigen Zustand der Gesellschaft. Die Gesellschaft radikalisiere sich nicht, sie werde radikalisiert, so das Staatsoberhaupt. Wer seiner Meinung nach hinter der Radikalisierung stecke, verriet der Präsident dem Blatt allerdings nicht.