Antarktisforschung: tschechische Wissenschaftler zwei Monate auf James-Ross-Insel

Foto: ČT24

Die kommenden zwei Monate wird ein wissenschaftliches Team aus Tschechien in der Antarktis verbringen. Es ist die achte Expedition dieser Art, sie führt erneut auf die James-Ross-Insel. Im Mittelpunkt der Forschungen stehen wieder Klima, Flora und Fauna, aber diesmal auch der menschliche Körper.

Foto: Archiv der Masaryk-Universität
Am Freitag vergangener Woche sind sie aufgebrochen: 15 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in rot-schwarzen Anoraks. Sie kommen von der Masaryk-Universität im südmährischen Brno / Brünn und von der Südböhmischen Universität in České Budějovice / Budweis. Zunächst ging der Flug nach Chile, und von dort bringt sie ein Eisbrecher auf die James-Ross-Insel am Rand des antarktischen Eismeeres. Seit 2005 betreibt die Masaryk-Universität dort eine Forschungsstation, benannt nach dem Gründer der Genetik, Gregor Johann Mendel. Leiter der tschechischen Expeditionen ist der Klimatologe und Jurist Pavel Kapler:

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„Der größte Teil der internationalen Forschung in der Antarktis konzentriert sich auf den globalen Klimawandel. Dieser Wandel zeigt sich besonders deutlich auf der Ross-Insel. Bei unserer tschechischen Expedition geht es nicht nur darum, meteorologische Daten zu erfassen, sondern auch die Folgen zu erforschen. Wir beschäftigen uns also zum Beispiel mit Entwicklung der Pflanzen und mit den Veränderungen an den Gletschern.“

Pseudomonas prosekii  (Foto: Archiv der Masaryk-Universität)
Laut Kapler wurden in der Antarktis in den letzten Jahren große Sprünge in der Jahres-Durchschnittstemperatur verzeichnet. Diese Sprünge betragen bis zu einem Grad. Unter den Bedingungen des ewigen Eises sind die Auswirkungen für die Pflanzen aber nicht innerhalb weniger Jahre zu erkennen. Deswegen wird die wahrscheinliche weitere Entwicklung vor Ort simuliert.

In den Jahren zuvor haben die tschechischen Wissenschaftler schon internationalen Erfolg verbuchen können. Zwischen 2007 und 2009 konnten sie ein Bakterium nachweisen, dass es nur in der Antarktis gibt. Das Bakterium erhielt den Namen Pseudomonas prosekii, abgeleitet vom Gründer der tschechischen Polarforschungen, Pavel Prošek.

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Gerade diese Entdeckung hat Tschechien auch eine bessere rechtliche Stellung verschafft: Im vergangenen Jahr wurde das Land sogenannter Konsultativstaat und damit Vollmitglied des Antarktisvertrages. Zuvor hatte Tschechien nur eine assoziierte Stellung inne gehabt, obwohl man bereits die eigene Forschungsstation betrieb.

Pavel Kapler  (Foto: ČT24)
Dieses Jahr soll während der tschechischen Expedition erstmals auch der Magnetsinn von Tieren erforscht werden. Dazu wurde eine Doktorandin der Biologie ins Team aufgenommen:

„Sie wird die Fähigkeit von wirbellosen Tieren erkunden, sich allein anhand des Erdmagnetfelds zu orientieren. Entsprechende Forschungen laufen in allen Teilen der Welt. Die Ergebnisse aus der Antarktis sollen das Mosaik ergänzen“, so Pavel Kapler.

Außerdem sind diesmal die Expeditionsteilnehmer selbst auch Gegenstand der Forschung. Kapler sagt, er habe vor dem Aufbruch bereits eine Haarprobe zur Verfügung gestellt. Diese solle dann mit einer weiteren Probe nach zwei Monaten im ewigen Eis verglichen werden, sagt Kapler.

Mendelstation in der Antarktis  (Foto: Kamil Láska,  Archiv der Masaryk-Universität)
„Es soll der Stress, dem die Wissenschaftler im Alltag zu Hause ausgesetzt sind, mit dem Stress in der Antarktis verglichen werden. Dies ist einer der Bereiche, den unser Stationsarzt überwachen wird.“

Jenseits von Meteorologie, Biologie und Medizin gibt es zudem etwas an der Mendelstation zu verbessern. So haben die Experten eine Photovoltaikanlage und ein Windrad dabei, beides soll den Verbrauch von Diesel vor Ort bedeutend vermindern.