Auf dem Segelboot in die Antarktis
Sie segelten so weit in den Süden wie noch niemand zuvor. Eine tschechisch-polnische Expedition hat in der vergangenen Woche einen Rekord in der Antarktis aufgestellt. Die Besatzung des Segelboots „Selma“ hat die Bucht der Wale im Rossmeer erreicht.
Der tschechische Teilnehmer Dušan Jamný sprach vor der Expedition im Tschechischen Rundfunk über seine Erwartungen:
„Wenn uns gelingen würde, in der Bucht der Wale im Rossmeer 78 Grad südlicher Breite zu überqueren, wären wir froh.“
Und der Traum hat sich erfüllt. Am 12. Februar um 20:29 UTC zeigte die Navigation 78 Grad und 43 Minuten südlicher Breite. Das Schiff befand sich in der Bucht der Wale im südlichsten Teil des Rossmeers. Die Segler hatten mehr als 4000 Kilometer zurückgelegt. Ausgangspunkt der Fahrt war im Mai letzten Jahres Patagonien gewesen. Über den Pazifik steuerte das Schiff nach Australien, am 15. Januar verließ es den Hafen im tasmanischen Hobart und fuhr weiter Richtung Süden bis in die Antarktis. Im Rossmeer musste sich die Besatzung ihren Weg zwischen Eisschollen suchen. Normalerweise sind in dem Gebiet sonst nur Eisbrecher unterwegs. Jaroslav Žák vom tschechischen Antarktis-Stiftungsfonds steht mit den Forschern ständig in Kontakt. Er beschreibt die Umstände auf dem Segelboot:„Die Bedingungen sind extrem hart. Es kann neblig sein und schneien. Die Besatzung muss sich ununterbrochen konzentrieren und Satellitenaufnahmen auswerten. Drei Wachdienste wechseln sich auf dem Schiff im Schichtdienst ab. Eine Wache besteht aus einem Steuermann, einem Mann, der nach Hindernissen im Meer sucht, und einem Besatzungsmitglied in Bereitschaft.“Das Rossmeer ist fast das ganze Jahr über von einer festen Eisdecke bedeckt. Nur kurzfristig taut das Eis auf. Momentan herrscht in der Bucht der Wale sehr gutes Wetter. Wie geht es weiter, nachdem der Rekord gebrochen ist? Jaroslav Žák:
„Die Besatzungsmitglieder haben sich getrennt. Ein Teil wird das Festland betreten. ‚Selma‘ soll bis Ende Februar vor Ort bleiben. Danach muss sie schnell zurückfahren, weil das Meer dann wieder zufriert.“Bei der Expedition werden Daten über Klimaveränderungen und Formen von Eisblöcken gesammelt. Die Teilnehmer entnehmen auch Planktonproben aus dem Meer, die daraufhin erforscht werden sollen. Anfang März macht sich das Boot auf die Fahrt in Richtung Argentinien.