Architekt von internationalem Renommee: Vor 100 Jahren starb Jan Kotěra

Ostböhmisches Museum in Hradec Králové

Er war eine der führenden Persönlichkeiten der tschechischen modernen Architektur und schlug die Brücke vom Jugendstil zum Funktionalismus. Jan Kotěra starb am 17. April 1923 im Alter von nur 51 Jahren.

Jan Kotěra | Foto: Kristýna Maková,  Radio Prague International

In Brno / Brünn geboren, ging Jan Kotěra am Ende des 19. Jahrhunderts zum Architekturstudium nach Wien. Beeinflusst hat ihn dort vor allem sein Professor Otto Wagner, ein leidenschaftlicher Anhänger des modernen Bauens. In Wagners Umfeld traf Kotěra mit weiteren namhaften Kollegen und kreativen Köpfen zusammen: Jože Plečnik, Josef Hoffmann, Joseph Olbrich oder Josef Urban. Darunter war auch ein weiterer berühmter Brünner, nämlich Adolf Loos.

Das Peterka-Haus am unteren Wenzelsplatz in Prag war eines der ersten Jugendstil-Gebäude in Böhmen | Foto: Barbora Němcová,  Radio Prague International

Kotěras erste Arbeit nach seiner Rückkehr nach Tschechien wurde im Jahr 1900 die Fassade des Peterka-Hauses auf dem Prager Wenzelsplatz. Die Verzierungen stammen von Stanislav Sucharda. Das Gebäude war eines der ersten Beispiele für Jugendstilarchitektur in den böhmischen Ländern. Zu Kotěras Meisterwerken zählen außerdem das Ostböhmische Museum in Hradec Králové / Königgrätz, das Laichter-Haus im Prager Stadtteil Vinohrady, der Wasserturm in Třeboň oder das Volkshaus im mährischen Prostějov / Proßnitz. Zu nennen ist auch die Gartenstadt in Louny / Laun als eines der ältesten Beispiele für die Einführung dieses Konzepts in tschechische Gefilde. Zum Ende seines Lebens ging Kotěra zum Neoklassizismus über, was sich etwa am Bau der Juristischen Fakultät der Prager Karlsuniversität zeigt.

Das Laichter-Haus im Prager Stadtteil Vinohrady | Foto: Jolana Nováková,  Tschechischer Rundfunk

Freundschaft mit Präsident Masaryk

Von Kotěra stammte des Weiteren der Entwurf für den Umbau der Wohnung für Präsident Tomáš Garrigue Masaryk auf der Prager Burg. Das Staatsoberhaupt wollte seinen Architektenfreund eigentlich mit weiteren Arbeiten auf dem Burggelände beauftragen. Kotěra musste dies allerdings aus gesundheitlichen Gründen ablehnen, und so übernahm Jože Plečnik diese Aufgabe.

Schon 1910 hatte Kotěra zudem eine Professorenstelle an der Akademie der Bildenden Künste in Prag angenommen. Zu seinen Schülern gehörten etwa Josef Gočár oder Adolf Foehr. Kotěra gab sein Wissen an eine ganze Generation neuer Architekten weiter, die zu bedeutenden Vertretern des Jugendstils, der Moderne sowie der Zwischenkriegsarchitektur wurden.

Josef-Groh-Haus | Foto: Tomáš Vodňanský,  Tschechischer Rundfunk
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