Archiv des Nationalmuseums eröffnet Ausstellung über Napoleonische Kriege

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Am 2. Dezember 1805 besiegte Napoleon bei Austerlitz / Slavkov östlich von Brno / Brünn die russisch-österreichischen Koalitionstruppen. Der 200. Jahrestag der so genannten Dreikaiserschlacht steht kurz bevor. Zu diesem Anlass wurde in der vergangenen Woche im Prager Nationalmuseum die Ausstellung "Byla vojna s Francouzem / Es war ein Krieg gegen den Franzosen" eröffnet. Zu einem Museumsrundgang laden Sie im folgenden Spaziergang durch Prag Martina Schneibergova und Gerald Schubert ein.

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Zweihundert Jahre nach der Schlacht bei Austerlitz, die Napoleon einen glänzenden Sieg über die Koalitionstruppen brachte, werden am kommenden Samstag, dem 3. Dezember, bei Tvarozna Zehntausende Besucher erwartet. Denn den Höhepunkt der Gedenkveranstaltungen verschiedener Art, die in der ganzen Region von Slavkov stattfinden sollen, wird eine Rekonstruktion der Kriegsmanöver vom Dezember 1805 darstellen. Bis heute begegnet man auch in der Umgebung von Slavkov Spuren der Schlacht, die allein auf der Seite der Koalition 27.000 Menschenleben gekostet hat.

An die Ereignisse von 1805 wird nicht nur in Austerlitz erinnert, sondern auch an mehr oder weniger entfernten Orten. Die Mitarbeiter des Archivs des Prager Nationalmuseums entschieden sich, eine Ausstellung vorzubereiten, die sich neben den Ereignissen auf dem Schlachtfeld mit dem politischen und gesellschaftlichen Kontext jener Zeit beschäftigt. Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt von zwei Institutionen des Nationalmuseums - der Bibliothek des Nationalmuseums und des Historischen Museums. Außerdem arbeiteten die Archivare bei den Vorbereitungen der Ausstellung mit der Prager Nationalgalerie zusammen. Die Archivleiterin Milena Belicova zu den Exponaten:

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"In der Ausstellung ist mit ihren Exponaten die Abteilung für die ältere böhmische Geschichte stark vertreten. Mehrere Ausstellungsstücke stammen aus den Sammlungen der Numismatischen Abteilung. Die Bücher, Drucke und Landkarten wurden von der Bibliothek des Nationalmuseums bereitgestellt, konkret zum Beispiel von Sektion der Schlossbibliotheken. Einige wertvolle Graphiken und Zeichnungen wurden von der Nationalgalerie zur Verfügung gestellt."

Der Entwurf für die Ausstellung im Nationalmuseum stammt von Libor Jun, Mitarbeiter des Archivs des Museums. Er sagte dazu:

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"Die Auswirkungen der Napoleonischen Kriege und der vorangegangenen Französischen Revolution sorgten für eine bedeutende gesellschaftliche Wende. Zu dieser Zeit begann die Entwicklung zu einer freien Bürgergesellschaft. In dieser Zeit sind die Wurzeln der Bürger- und Menschenrechte zu suchen. Der Weg zu einer freien Bürgergesellschaft führte auch über das Schlachtfeld von Austerlitz sowie über viele weitere Schlachtfelder mit unzähligen Toten. Er führte über verschiedene Formen des Leidens und verschiedene Änderungen der politischen Landkarte Europas. Die ersten zwanzig Jahre des 19. Jahrhunderts waren für die weitere Entwicklung Europas, für die Ereignisse, die danach folgten, maßgebend."

Der Wiener Kongress, mit dem in den Jahren 1814-1815 die napoleonischen Kriege abgeschlossen wurden, legte die politische Landkarte faktisch für ein weiteres Jahrhundert fest. Dies ist eine diplomatische Leistung, die Libor Jun zufolge in der Weltgeschichte einzigartig ist.

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Wenn man sich der Bedeutung der Ereignisse vom Anfang des 19. Jahrhunderts bewusst wird, habe man, so Libor Jun, zwei Möglichkeiten, diese historische Entwicklung in einer Ausstellung darzustellen. Entweder kann man eine so zu sagen "große" Ausstellung mit den wichtigen historischen Tatsachen und dem entsprechenden Text installieren. Eine solche Ausstellung würde auf eine wissenschaftliche Art die Geschichte widerspiegeln. Unter dem Titel "Napoleonische Kriege und die böhmischen Länder" konnte man eine große Ausstellung dieser Art vor ein paar Jahren im Schloss in Slavkov besichtigen.

"Die andere Möglichkeit, eine Ausstellung vorzubereiten, haben wir genutzt. Wir verzichteten absichtlich darauf, die Toten und die einzelnen Konflikte der Zeit aufzuzählen. Wir konzentrierten uns viel mehr darauf, Artefakte zusammenzutragen, die Aussagekraft und einen ästhetischen Wert haben. Die Ausstellungsstücke werden durch Texte der Volksdichtung ergänzt. Bei diesen Begleittexten und der Gesamtgestaltung ließen wir uns von den Volkschroniken des beginnenden 19. Jahrhunderts inspirieren. Durch die Ausstellung wird man durch eine Art Comic begleitet, der die Geschichte der ersten zwanzig Jahre des 19. Jahrhunderts vermittelt."

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Zu den Exponaten der Ausstellung gehören Waffen, Bekleidung, Medaillen, Gemälde, wertvolle Landkarten und Gegenstände des Alltagsbedarfs. Libor Jun dazu:

"Die künstlerische Ausdrucksweise, die in der Ausstellung benutzt wird, ist kein Selbstzweck. Sie geht von den damals bekannten Krämerliedern, Krämerdrucken und Karikaturen aus. Neben wissenschaftlichen Informationen bietet die Ausstellung auch unterhaltende Elemente. Die beiden Räumlichkeiten, in denen die Ausstellung installiert wurde, gehen von einem Vergleich der Zeit vor und nach den napoleonischen Kriegen aus. Aus diesem Grund wird im ersten Raum ein Rokokopaar vorgestellt, das sich vom Paar aus der Empirezeit bedeutend unterscheidet, dem man im anderen Raum begegnet. Auch daran kann man die Änderungen gut beobachten, die sich in der Gesellschaft abspielten - von den Perücken der Rokokozeit bis zu den schlichteren Formen des Empires und des Klassizismus."

Die Ausstellung über die napoleonischen Kriege ist im Hauptgebäude des Prager Nationalmuseums bis zum 31. Januar 2006 geöffnet.

Das Nationalmuseum ist heute das größte staatliche Museum in der Tschechischen Republik. Es wurde bereits 1818 als das so genannte "Patriotische Museum" gegründet, das 1819 in einem Palais auf dem Hradschin untergebracht wurde. Heute befindet sich ein Teil der Sammlungen der Nationalgalerie in diesem Palais. Falls Sie wissen, wie dieses Palais heißt, dann schreiben Sie es uns. Denn so lautet die heutige Frage zur Sendung. Ihre Zuschriften richten Sie, bitte, an Radio Prag, Vinohradska 12, PLZ 120 99 Praha 2.

In der letzten Ausgabe des Spaziergangs durch Prag im Oktober fragten wir nach dem Komponisten der Oper Libuse / Libussa. Es ist Bedrich Smetana. Eine CD geht diesmal an Helmut Kimmerle aus Bonn.