Attentat auf Heydrich im Fokus: Prager Gedenkmuseum des XX. Jahrhunderts eröffnet Filmfestival
Filme über den Widerstandskampf während des Zweiten Weltkriegs stehen im Fokus eines Festivals in Prag. Dieses nennt sich „Nezlomní a obětovaní“, auf Deutsch in etwa „Die Unbeugsamen und Geopferten“. Veranstaltet wird das Filmfestival vom Prager Gedenkmuseum des XX. Jahrhunderts.
„Operation Anthropoid“ war der Codename für das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich. Dieses gilt als die bedeutendste Tat des tschechischen Widerstandskampfes im Zweiten Weltkrieg.
Zum Schluss mussten sich die Heydrich-Attentäter in der Prager Kyrill-und-Method-Kirche gegen einige Hundert SS-Männer verteidigen. Diesen Kampf hat Regisseur Jiří Sequens im Film „Atentát“ darzustellen versucht. Der Streifen von 1964 ist eine der bekanntesten tschechischen Produktionen zu dem Thema. Doch es gebe noch mehr zu sehen, sagte der Historiker Petr Blažek vom Gedenkmuseum des XX. Jahrhunderts in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
„Das Hauptthema des Festivals ist die ‚Operation Anthropoid‘ im Film. Es handelt sich aber nicht nur um Spielfilme, sondern es werden auch Dokumentarfilme, ein Animationsfilm sowie Wochenschauen von 1942 gezeigt. Zu sehen sind zudem Filmaufnahmen von der Ausbildung der tschechoslowakischen Soldaten in Großbritannien.“
Polnische Regisseure präsentieren zudem Filme über das Attentat auf den Chef der Gestapo in Warschau, Franz Kutschera, der wegen seiner Brutalität „Henker von Warschau“ genannt wurde. Kutscheras Schicksal bilde eine Parallele zum Schicksal von Heydrich, merkte Maciej Ruczaj an. Er leitet das Polnische Kulturinstitut in Prag:
„Der polnische Widerstandskampf oder die Konspirationsarmee waren viel stärker als der tschechoslowakische Widerstandskampf. Nichtsdestotrotz gelang der Heimatarmee kein erfolgreicher Angriff auf einen solch hohen Vertreter des NS-Regimes wie Reinhard Heydrich. Wir wollten jedoch dem Publikum ein historisches Ereignis vorstellen, das Heydrichs Schicksal nahe kommt.“
Franz Kutschera wurde am 1. Februar 1944 von den Angehörigen der Polnischen Heimatarmee erschossen. Das Attentat wird in zwei Filmen geschildert: einer Dokumentation, in der Aussagen der Attentäter und von Menschen aus ihrem Umfeld zu hören sind, sowie in einem Animationsfilm.
Am Festival nehmen noch weitere ausländische Gäste teil, darunter die ukrainische Dokumentarfilmregisseurin Snežana Potapchuk. Sie stellt ihre Dokumentation „Kinder des großen Hungers“ vor. Diese schildere den Holodomor, also die Hungersnot in der Ukraine in den 1930er Jahren, erläuterte Historiker Blažek und fügte hinzu:
„Seit 2014 dreht Potapchuk auch Dokumentarfilme im Donbas, in Luhansk und nahe der Krim. Sie erzählt als Regisseurin nicht nur von historischen Ereignissen, sondern auch vom heutigen Geschehen, das weltweit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.“
Neben Filmen aus Tschechien, Polen und der Ukraine werden auch Produktionen aus Deutschland, Großbritannien, Lettland, Litauen, der Slowakei und Ungarn gezeigt. Auf dem Programm stehen zudem Diskussionen und Workshops. Und am Montag wurde in der Galerie Ambit im Kloster bei der Maria-Schnee-Kirche in Prag eine Ausstellung über den tschechischen politischen Gefangenen und Exilanten Bedřich Hostička eröffnet.
Die Filme des Festivals laufen im Kampus Hybernská und im Kino Oko, und zwar noch bis 12. November. Die Ausstellung in der Galerie Ambit ist bis 30. November zu sehen.