Auch auf Druck von Škoda: Weißrussland kein Gastgeber der Eishockey-WM
Der Eishockey-Weltverband IIHF hat eine Weile gebraucht, doch letztlich war die am Montag getroffene Entscheidung alternativlos: Weißrussland wurde das Recht des Co-Gastgebers der diesjährigen Weltmeisterschaft entzogen. Damit bleibt Lettland als Ausrichter des Turniers übrig. Ob die Letten die WM allein oder mit einem anderen Partner veranstalten, ist noch offen.
Alles sei in die Richtung gelaufen, deshalb habe er diesen Beschluss erwartet, und etwas anderes hätte er sich auch nicht vorstellen können. Mit diesen Worten reagierte der Präsident des tschechischen Eishockey-Verbandes, Tomáš Král, auf die Entscheidung des IIHF Councils, die Weltmeisterschaft 2021 aus der weißrussischen Hauptstadt Minsk abzuziehen. Dass solch eine Vereinbarung getroffen wurde, liegt ohne Zweifel auch am Druck, den einige Eishockey-Sponsoren wegen der Unruhen in Belarus auf den Weltverband ausgeübt haben. Allen voran der tschechische Autohersteller Škoda, der seit 28 Jahren Generalpartner der Weltmeisterschaft ist. In einer Erklärung, die der Autokonzern am Samstag auf seiner Webseite veröffentlichte, heißt es:
„Wir respektieren und fördern sämtliche geltenden Vorschriften, die dem Schutz der Menschenrechte als absolutes Grundgebot weltweit dienen. Aus diesem Grund wird Škoda Auto als Sponsor der IIHF-Eishockey-Weltmeisterschaft 2021 zurücktreten, wenn Weißrussland als Mitorganisator bestätigt wird.“
Diese Ankündigung zeigte Wirkung. Genauso wie die Drohung einiger Weltstars oder auch ganzer Teams, die WM zu boykottieren, sollte Belarus weiterhin Co-Gastgeber des Turniers bleiben. Zudem führte eine Inspektion des Weltverbandes Anfang Januar in Minsk zu der Erkenntnis, dass die Coronavirus-Lage in Belarus derzeit ungewiss sei und die Entwicklung bis zum Beginn der Wettkämpfe nicht abgeschätzt werden könne. Der Hauptgrund für den Abzug der WM aus Minsk aber ist die politische Lage im Land:
„Es könnte während der WM zu einer Eskalation der Lage kommen, ganz gleich ob dies von Seiten der Regierung, der Opposition oder irgendeiner anderen Gruppierung verursacht wird. Der Weltverband sieht sich jedoch in der Verantwortung, die Sicherheit jedes WM-Teilnehmers und Eishockeyfans zu gewährleisten. Das ist der Hauptgrund, weshalb das IIHF Council entschieden hat, Minsk das Veranstaltungsrecht zu entziehen“, so das tschechische Mitglied im höchsten Gremium des Weltverbandes, Petr Bříza.
Wie der ehemalige Nationaltorwart und Bundesligaprofi des EV Landshut des Weiteren informierte, ist der Beschluss des Councils vom Montag noch nicht die endgültige Lösung. Denn nun müsse entschieden werden, ob Lettland die WM alleine ausrichte oder aber einen anderen Partner zur Seite bekommt. Als neue Co-Gastgeber im Gespräch sind Dänemark und die Slowakei. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Gegen die alleinige Gastgeberolle Lettlands spricht, dass die Balten nun in kürzester Zeit eine zweite Halle zur Verfügung stellen müssten, die den WM-Bedingungen entspricht. Eine Austragung in zwei Ländern stelle höhere Anforderungen an die Logistik, insbesondere bei der Durchsetzung der Anti-Corona-Maßnahmen, erklärt Bříza und ergänzt:
„Es ist nun die Aufgabe des Generalsekretariats der IIHF, Verhandlungen mit den TV-Gesellschaften, dem Marketingpartner Infront und den jeweiligen Regierungen der möglichen Gastgeberländer zu führen. Diese Verhandlungen sind ziemlich kompliziert, man muss dafür bestimmt zwei bis drei Wochen einplanen.“
Bis spätestens Mitte Februar sollte also feststehen, wo genau die diesjährige Eishockey-Weltmeisterschaft stattfindet. Der Termin aber bleibt unverändert – das Championat wird vom 21. Mai bis 6. Juni ausgetragen.