„Auch Mäuse kommen in den Himmel“ - mit Preisen geehrter Animationsfilm
Es ist ein Animationsfilm für die ganze Familie. Unter dem Titel „Im Himmel ist auch Platz für Mäuse“ wurde der tschechische Streifen (unter anderem auch) im Herbst vergangenen Jahres beim Michel Kinder & Jugend Filmfest in Hamburg gezeigt. Seitdem hat der Film bei einigen internationalen Festivals gepunktet. Die Entstehung des Films ist das Thema einer Ausstellung, die jetzt auf Schloss Chvaly am Stadtrand von Prag zu sehen ist.
Der Film erzählt vom Schicksal einer kleinen Maus. Im Tschechischen heißt sie Šupito, im deutschen Buch, das als Vorlage diente, heißt sie Dalli. Das Mäuschen versucht, alle von seinem Mut zu überzeugen, denn es will genauso tapfer sein wie sein Vater. Dieser stellte sich einst einem schrecklichen Fuchs entgegen, bezahlte dafür jedoch mit seinem Leben. Die ganze Mäusegemeinde bewundert ihn. Als Mäusetochter Dalli vor Fuchs Bělobřich (auf Deutsch Weißbauch) flieht, stürzt sie von einem Felsen. Sie kommt in den Himmel der Tiere. Dort warten auf Dalli viele Überraschungen. Das Mäuschen trifft dort auch den Fuchs, im Himmel verhalten sich die Tiere jedoch anders, und beide werden Freunde.
Der Film beruht auf dem Kinderbuch „Auch Mäuse kommen in den Himmel“ von Iva Procházková. Die Regisseure sind das Ehepaar Denisa Grimmová und Jan Bubeníček. Vor allem habe ihr das Thema ausgesprochen gut gefallen, sagt Grimmová:
„Das Thema für einen Film muss so gut sein, dass es auch nach Monaten Arbeit immer noch Spaß macht. Am längsten dauerte es, die notwendigen finanziellen Mittel für die Produktion zu akquirieren. Und auch die Bearbeitung der Buchvorlage erforderte Zeit. Ich habe zum ersten Mal gemeinsam mit meinem Mann an einem Film zusammengearbeitet. Wir waren beide Regisseure des ganzen Projektes und haben uns überlegt, wie wir die Arbeit aufteilen. Ich war die Hauptbildnerin, und mein Mann war für die ganze Postproduktion verantwortlich. Wir haben uns gegenseitig bei der Arbeit ergänzt.“
Für den Trickfilm wurden zahlreiche Tierpuppen gebraucht. Diese mussten erst einmal angefertigt werden. Zunächst zeichne der Künstler einen Entwurf für jedes der Tiere, erzählt Denisa Grimmová:
„Anschließend modelliert er selbst die Puppe, lässt sie modellieren oder druckt sie mit einem 3D-Drucker aus. Wenn das Modell fertig ist, wird das Skelett montiert, also der Mechanismus in der Puppe, damit sie sich bewegen kann. Zum Schluss kommen noch so zu sagen das Fleisch, die Haut oder das Fell hinzu.“
In der Ausstellung werden nicht nur die Puppen gezeigt, sondern vor allem auch zahlreiche phantasievolle Dekorationen. Die Schöpfer haben viel natürliches Material für ihren Film verwendet. Zu sehen sind etwa kleine Zweige, Tannenzapfen, Steine oder auch Kastanien.
„Wir haben uns bemüht, möglichst viel Material aus der Natur heranzuschaffen. Denn wir haben sehr viel Material gebraucht, und das hätten wir unmöglich selbst herstellen können. Außerdem schien es uns für die Zuschauer schöner, wenn sie Naturmaterialien sehen, die sie kennen.“
Denisa Grimmová räumt ein, sie habe einige Lieblingspuppen im Film – dazu gehören das Hermelin, ein kleines Schaf und die Schildkröte. Für den Film wurden insgesamt 80 Dekorationen hergestellt. Produzent Vladimír Lhoták freut es, dass nun ein Teil davon in einer Ausstellung gezeigt werden kann.
„An den Dekorationen wurde 14 Monate lang gearbeitet. Es fällt uns darum schwer, uns von ihnen einfach so zu verabschieden. Der Film läuft noch in den tschechischen Kinos. In der schwierigen Corona-Zeit freuen wir uns über jede Aktivität, die uns dabei hilft, das Interesse der Zuschauer für unseren Streifen zu wecken."
Maus-Denkmal und himmlischer Baderaum
Im ersten Ausstellungssaal wird die Dekoration des Filmanfangs gezeigt, als die Maus noch auf der Erde lebte. In der Mitte steht eine Schule für Mäuse. Alle dreidimensionalen Figuren in der Schau sind Originalpuppen, die im Film zum Einsatz gekommen sind. Denisa Grimmová macht auf eine Kuriosität aufmerksam:
„Hier ist auch ein kleines Denkmal zu sehen, das für den Vater der kleinen Maus errichtet wurde. Er galt als Held, da er sich nicht davor gefürchtet hat, gegen einen Fuchs zu kämpfen.“
Der Fuchsbau, in dem die Mäuse im Film leben, ist wie eine kleine Puppenwohnung eingerichtet. Regisseur Jan Bubeníček:
„Dort kam die kleine Maus zur Welt und lebte dort mit ihrer Mamma und mit den Brüdern. An der Wand hängt ein Bild des verstorbenen Papas. Stolz sind wir auf das Badezimmer, in dem sich die kleine Maus – allerdings nur ungern – die Zähne geputzt hat.“
Eine große Dekoration zeigt ein ganzes System von Duschen, Springbrunnen und Badewannen, in denen sich gerade unterschiedliche Tiere waschen. Der Regisseur:
„Das ist der himmlische Baderaum. In unserem Film hat er die Bedeutung des Fegefeuers. Jedes Tier wäscht dort alles Irdische von sich ab – vor allem aber beispielsweise das Verlangen, ein anderes Tier zu fressen. Die Badewannen sind im Film mit Wasser gefüllt.“
Dinosaurier im himmlischen Freizeitpark
Die üppigste Dekoration stellt den himmlischen Freizeitpark dar, mit Schaukeln, Karussellen und einem Riesenrad. Der Regisseur:
„Der Park sieht wie ein Ort aus, an dem es nur lustig zugeht. Überwacht wird er aber von einem Raben, der sich bei Bedarf in einen Papagei verwandeln kann. Der Ausgang aus dem Park führt in den Wald der Wälder, den dunkelsten Ort im Himmel. Es gibt Tiere, die im Freizeitpark hängen geblieben sind – wie beispielsweise die Dinosaurier, die dort im Spinnennetz eingeschlafen sind.“
Der Film entstand in Koproduktion mit Frankreich, Polen und der Slowakei. Produzent Vladimír Lhoták dazu:
„Wir haben bei der Entstehung des Films gezielt nach Mitarbeitern in Polen gesucht. Denn dort besteht wie bei uns eine lange Puppenfilmtradition. Und wir wussten, dass dort Künstler diese Puppen auf hohem Niveau kreieren können. Ein Drittel der Puppen, einschließlich der Maus, stammt aus Polen, zwei Drittel wurden in Tschechien produziert.“
Festivalpreise für Maus Šupito
Der Film habe Premiere beim Internationalen Animationsfilmfestival in Annecy in Frankreich gehabt, erzählt der Produzent:
„Anschließend wurde der Film mit mehreren Preisen geehrt. Zuletzt siegte er beim Internationalen Filmfestival in Shanghai. ‚Im Himmel ist auch Platz für Mäuse‘ ist zudem für den Preis der tschechischen Filmkritiker in der Kategorie ‚Audiovisuelle Werke‘ und für den Filmpreis Český lev in den Kategorien Animationsfilm und beste Musik nominiert. Die Filmmusik hat der polnische Komponist Krzysztof Janczak geschrieben. Uns freut sehr, dass der Streifen auch in einer anderen Kategorie als dem Animationsfilmpunkten könnte.“
In Deutschland wurde der Film dem Produzenten zufolge bei einigen Festivals vorgestellt: zuerst in Hamburg, anschließend beim Lucas-Filmfestival in Frankfurt, das für junge Zuschauer bestimmt ist.
„Dort gewann er den Preis für den besten Animationsfilm für Zuschauer ab acht Jahre. Zwei Preise erhielt er auch beim Festival Schlingel in Chemnitz. In Deutschland lief der Film noch nicht in den Kinos, da diese dort wegen Corona lange Zeit geschlossen waren. Mittlerweile sieht es so aus, dass das Festival Schlingel die Schirmherrschaft über den Vertrieb des Films übernehmen könnte. Wichtig ist, den Streifen zu synchronisieren. Auch in Österreich haben wir bereits einen Vertrag über den Vertrieb des Films unterzeichnet. Aber es wird noch auf die deutsche Synchronisierung gewartet.“
Für „Im Himmel ist auch Platz für Mäuse“ interessieren sich inzwischen mehr als 25 Länder, einschließlich den USA und Israel.
Die Ausstellung hat den Titel „Mäuse gehören in den Himmel, und das auch auf Schloss Chvaly“, sie ist noch bis 15. Mai zu sehen. Das Schloss ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.