Auf der Burg und in der Altstadt – Prager Signal-Festival beginnt

Ab Donnerstagabend ist Prag wieder erleuchtet. Denn zum zwölften Mal findet das Signal-Festival statt, in dessen Rahmen zahlreiche Lichtinstallationen und digitale Kunstwerke in der tschechischen Hauptstadt zu sehen sind.

Bill Fontana - Silent Echoes: Dachstein | Quelle: Signal Festival

„Der Untertitel des Festivals lautet Ökosysteme. In der heutigen Welt ist zum Beispiel die digitale Welt relevant. Und ich habe unter anderem versucht, in meiner Installation nahezubringen, dass auch das ein Ökosystem ist“, sagte Filip Hodas bei der Probe zu seiner Lichtinstallation für das Signal-Festival in Prag.

Der tschechische 3D-Künstler und Grafikdesigner zeigt sein Werk an der Fassade des Erzbischöflichen Palais (Arcibiskupský palác) auf dem Hradschin. Erstmals überhaupt hat der 32-jährige Künstler ein Videomapping geschaffen. Seit Mai habe er daran gearbeitet und alle anderen Projekte beiseitegeschoben, schilderte Hodas am Mittwoch im Interview für den Kultursender Vltava des Tschechischen Rundfunks:

„Ich bin nach dem Verfahren Trial and Error vorgegangen, weil ich normalerweise so etwas nicht mache. Zudem gibt es viele Beschränkungen, was ich technisch mir erlauben oder nicht erlauben kann. Also habe ich zunächst unterschiedliche Experimente durchgeführt, um zu probieren, wie meine Installation an der Fassade aussehen könnte. Dann habe ich alles sortiert und im Kopf zusammengestellt. Ab Juli begann ich dann, dies in einem kleinen, siebenminütigen Film zusammenzufassen.“

Dieser Film läuft ab Donnerstagabend in Dauerschleife, Titel „Eternal Recurrence“ (Ewige Wiederkehr).

Filip Hodas - Eternal Recurrence | Quelle: Signal Festival

Die Installation gehört zu einem Novum des Festivals: Erstmals wurde die Prager Burg ins Programm aufgenommen. Dort führt eine der beiden Besucherrouten entlang. Sie beginnt in der früheren Reithalle (Jízdárna), einer großen Halle aus dem Barock, die heute als Ausstellungssaal dient. Martin Pošta ist Direktor und Gründer des Signal-Festivals:

„Die Installation Nummer eins auf der Prager Burg stammt von der südkoreanischen Künstlerin Seohyo, die an der Samsung-Universität in Seoul im Fach ‚Neue Medien‘ lehrt. Interessant ist, dass ihre Werke im sogenannten Kreativen Programmieren entstehen. Das heißt, dass sie ihre Bilder nicht zuvor visualisiert.“

Quelle: Signal Festival

Diese Installation gehört zum Galerie-Bereich des Festivals, und dieser ist nur mit Eintrittskarte zugänglich. Von den sechs Stationen des Rundgangs über die Prager Burg sind insgesamt vier in Galerien untergebracht und daher kostenpflichtig.

Die längere der beiden Besuchertrassen führt durch die Alt- und Neustadt Prags. Dort können acht Video-Kunstwerke und Installationen kostenfrei besucht werden, für drei muss man bezahlen. Erneut wurden höchst attraktive Orte gewählt wie der Altstädter Ring (Staroměstské náměstí) oder der Karlsplatz (Karlovo náměstí). Der Kurator des Festivals, Pavel Mrkus, macht auf das Projekt „The Rhythm of the Ocean“ (Der Rhythmus des Ozeans) aufmerksam:

„Mir gefällt dieses Jahr besonders das Videomapping des spanischen Studios Desilance an der Fassade der Stadtbibliothek. Dabei möchte ich auf den interessanten Sound aufmerksam machen. Er stammt von einem alten analogen Synthesizer aus den 1960er Jahren.“

Desilence  - The Rhytmn of the Ocean | Quelle: Signal Festival

Zusammen mit den Punkten des Begleitprogramms bietet das diesjährige Signal-Festival insgesamt 22 Installationen. Kostenfrei kann auch die audiovisuelle Installation „Demokracie?“ (Demokratie?) am Ende der zweiten Trasse besucht werden. Sie wird vor dem Zentrum für Architektur und Stadtplanung (CAMP) gezeigt. Thema ist der Wandel der tschechischen Gesellschaft seit der Samtenen Revolution vor 35 Jahren.

Das Signal-Festival in Prag läuft noch bis zum Sonntag. Alle Installationen sind von 19 bis 24 Uhr zugänglich.

Autoren: Till Janzer , Sabina Vosecká , Jiří Štefl
schlüsselwort:
abspielen