Auf Urgroßvaterspuren zum Tschechischkurs / XIV. Colloquia Ustensia

0:00
/
0:00

Tschechischunterricht, aber auch Vorträge und Wanderungen standen bislang auf dem Programm der XIV. Colloquia Ustensia, die am Freitag im nordböhmischen Usti nad Labem/Aussig zu Ende gehen werden. Der zweiwöchige Ferienkurs wird von der Jan Evangelista Purkyne Universität in Zusammenarbeit mit der Ackermann-Gemeinde, einer von Sudetendeutschen gegründeten christlich orientierten Organisation, veranstaltet. Unter den etwa 50 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern sind sowohl so zu sagen "alt Gediente", als auch Neulinge.

Ich fragte Wernfried Steinitz nach seinen diesjährigen Eindrücken:

"Ich bin schon zum vierten Mal hier in Aussig und finde gerade diesen Kurs sehr nützlich, der ein Gesamtkonzept klarstellt: Die Sprache und damit das Denken der Menschen hier besser zu verstehen, aber auch die Kultur und die Landschaft dieses schönen Landes zu erfahren."

Da sind Sie aber nicht mehr Anfänger, was Tschechisch betrifft, oder?

"Tschechisch ist eine sehr schwere Sprache, insbesondere für jemanden, der aus Deutschland kommt, und ich bin kein guter Schüler, und deswegen bin ich immer noch im Anfängerbereich im Unterricht. Aber ich verspreche mir Mühe zu geben, dass ich bald noch mehr von dieser Sprache verstehe."

Herr Steinitz saß bei den Colloquia Ustensia nicht nur auf der Schulbank, sondern gehörte auch zu den Vorlesenden. Er hielt dabei einen von den Teilnehmern hoch gelobten Vortrag über das Eisenbahnwesen in Tschechien und initiierte eine romantische Bahnfahrt.

Die Beweggründe für die Teilnahme an einem Tschechischkurs können manchmal tief in die Vergangenheit reichen - wie bei Thomas Janscheck, der zum ersten Mal an einem solchen Kurs teilnimmt:

"Das ist alles sehr zufällig gelaufen: Ende letzten Jahres kam ich mit der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen im Sudetendeutschen Haus in München in Verbindung, und zwar bin ich auf der Suche nach den Spuren meines Urgroßvaters. Mein Urgroßvater stammte im 19. Jahrhundert aus Moldauthein (Tyn nad Vltavou - damals noch k. u. k. Monarchie) und wanderte von dort aus beruflich nach Salzburg ein. Dort lernte er eine junge Frau aus Berchtesgaden kennen. Seitdem hat sich dieser Name Janscheck, wie mein Familienname lautet, in diesem Gebiet gehalten. Ich habe mir schon als Jugendlicher immer gedacht: Irgendwann gehst du den Spuren deines Namens nach. Es ist ein tschechischer Name, und aus dem Grund habe ich damals in München nachgefragt, ob man auf Spurensuche gehen kann und wie man dann am besten vorgeht. Ja, und jetzt lerne ich schon Tschechisch, um mich im Land ein bisschen besser bewegen zu können."

Die Spurensuche hat Sie also zum Sprachkurs geführt?

"Zunächst. Eigentlich sind es auch die Bäume und die Wälder in dieser Region. Ich sammle nämlich in meiner Freizeit Geschichte rund um Bäume. Ich bin selber Gartenbauingenieur und habe im bayrischen Raum schon vieles über Bäume gesammelt - über beachtenswerte Bäume, Geschichten zu diesen Bäumen, Märchen und der gleichen mehr. Durch die Begegnung mit den Sudetendeutschen bin ich wiederum darauf gestoßen, dass es auch hier im böhmischen Raum interessante alte Bäume gegeben hat oder auch immer noch gibt, die so manches zu erzählen haben - aus alter Volkstradition, mit Bräuchen, Märchen, Legenden usw. Da sammle ich jetzt auch ein bisschen Geschichten rund um Bäume aus Böhmen und aus Mähren. Das ist auch ein interessanter Aspekt, sich hier im Land durchzufragen und nach alten Bäumen zu schauen und umso mehr braucht man auch die Sprache dazu."