Aufregender Gräberfund aus großmährischer Zeit

Foto: ČT24

Im 9. Jahrhundert gab es den ersten slawischen Staat auf dem Gebiet des heutigen Tschechiens. Es war das sogenannte Großmährische Reich. Die Hauptstadt hieß Veligrad, später entstand dort das heutige Staré Město u Uherského Hradiště / Altstadt bei Ungarisch Hradisch. In der Kleinstadt in Südostmähren wird schon seit 200 Jahren nach Relikten früherer Zeiten gesucht. Nun sind die Archäologen auf einen überraschenden Fund gestoßen.

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Eigentlich glaubten die Fachleute, dass dort nichts Interessantes mehr im Erdreich lagern dürfte. Doch in Staré Město soll ein Forschungszentrum der Archäologie entstehen. Und wie es so üblich ist, wird vor Beginn der Bauarbeiten noch einmal das Gelände untersucht. Luděk Galuška ist Archäologe beim Mährischen Landesmuseum in Brno / Brünn:

Luděk Galuška  (Foto: Taz,  CC BY-SA 4.0)
„Es ist der Ort der größten Grabanlage aus der Zeit des Großmährischen Reiches. Schon in den 1820er Jahren wurde mit den ersten Nachforschungen hier begonnen. Seitdem wurden mehr als 2000 Skelettgräber entdeckt. Die Chancen lagen bei vielleicht ein bis zwei Prozent, noch einmal etwas zu finden. Aber gleich beim ersten Anlauf haben wir das erste Kindergrab gefunden.“

Man sei wohl auf einen Abschnitt gestoßen, der zwischen zwei früheren Forschungsstätten liegt, meint der Experte. Wichtig sei dabei aber vor allem, was in den Gräbern angetroffen wurde, so Galuška gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Wir sind insgesamt auf sieben Kindergräber gestoßen. Und in diesen befanden sich silberne und goldene Ohrringe sowie ein kleines Messer, Anhänger und weitere Gegenstände großmährischer Provenienz aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts.“

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Alle beerdigten Heranwachsenden waren Mädchen. In einem der Gräber lagen gleich neun Ohrringe neben dem Skelett. Solch einen großartigen Fund habe es vor Ort zum letzten Mal Anfang der 1960er Jahren gegeben, erläutert der Altertumsforscher.

„Es sind traubenförmige Silber- und Gold-Ohrringe mit mehreren Kügelchen im Gehänge. Der untere Bogen des Rings ist noch durch einen dünnen Draht verstärkt. Das sind die besten Juwelierarbeiten aus großmährischer Zeit. Und dass sich gleich neun solcher Ringe in einem Grab befunden haben, bedeutet, dass es sich um eine hochgestellte Person gehandelt hat“, so Luděk Galuška.

Das heißt, die sieben an dem Ort bestatteten Mädchen müssen zur Oberschicht im Großmährischen Reich gehört haben…

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„Diese Art Schmuck kam erst gegen Ende des 9. Jahrhunderts auf. Deswegen haben die Mädchen wohl in der Zeit von Fürst Rostislav oder eher sogar Fürst Svatopluk gelebt. Man kann sagen, dass dies in jener Ära war, als Apostel Method den Rang des Erzbischofs im Großmährischen Reich innehatte.“

Apropos Method: Er und sein Bruder Kyrill wurden als Slawenapostel bekannt. Das heißt, sie missionierten im heutigen Osten Tschechiens. Und auch das neue archäologische Forschungszentrum, das am Fundort der Gräber entstehen wird, soll nach ihnen benannt werden. Allerdings wandern die Ohrringe und die anderen Gegenstände erst einmal nach Brünn ins Landesmuseum. Tomáš Chrástek ist Archäologe am Museum Slovácko.

„Die Dauerausstellungen im Kyrill-und-Method-Zentrum werden einen etwas anderen Zuschnitt haben. Aber auch die Besucher bei uns werden die Fundstücke zu Gesicht bekommen. In Zusammenarbeit mit dem Mährischen Landesmuseum planen wir eine Ausstellung im bestehenden Museum zum Großmährischen Reich.“

Das neue Kyrill-und-Method-Zentrum soll im Übrigen erst in mehr als zwei Jahren eröffnet werden.

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