Aus Hamburg: neuer Konzertflügel für Prager Rundfunkorchester
Seit wenigen Monaten steht dem Prager Rundfunksymphonieorchester ein neues Studio zur Verfügung. Eben dort entstehen nun die meisten Aufnahmen des Orchesters - und das seit Freitag auch mit einem neuen Klavier. Es ist ein Steinway-Konzertflügel im Wert von 150.000 Euro, und er wurde nun aus Hamburg angeliefert. Die Auswahl hat der Pianist und Manager des Ensembles, Jan Simon, getroffen. Mit ihm im Folgenden ein Interview.
„Eigentlich muss ich sagen, dass für die meisten Pianisten weltweit der Steinway die erste Wahl ist. Die meisten Konzertpodien weltweit sind gerade mit ihm bestückt. Dies schließt nicht aus, dass auch andere Marken gute und besondere Instrumente produzieren. Aber wenn wir das Aufnahmestudio des Tschechischen Rundfunks mit einem Spitzeninstrument ausstatten wollen, dann ist der Steinway die einzig mögliche und denkbare Wahl.“
Was zeichnet dieses Instrument aus?„Es hat ein grundsätzliches Merkmal, das Großzügigkeit heißt. Großzügigkeit im Klang. Und das zweite Merkmal ist die Universalität. Das Klavierrepertoire ist selbstverständlich sehr breit. Ob Barock, Klassik, Romantik oder zeitgenössische Musik - jede dieser Stilepochen hat ihre besonderen Ansprüche an den Klang. Der Steinway hat den Vorteil, dass er alle diese Ansprüche befriedigen kann. Dies gelingt natürlich nie zu 100 Prozent, aber das ist bei keinem Instrument möglich. Das ist immer eine Sache subjektiver Ansprüche.“
Sie haben das Klavier nicht allein ausgewählt, sondern gemeinsam mit dem Pianisten Ivo Kahánek und mit dem Klavierstimmer Jan Machart. Wie viele Instrumente haben Sie in Hamburg gespielt? War es schwierig, die Wahl zu treffen?
„Wir hatten sechs Instrumente zur Wahl. Die Wahl zu treffen, ist immer sehr schwierig. Die Flügel stehen in einem Raum, der nicht den Maßstäben eines Konzertsaals entspricht. Das ist das erste Problem, weil der Klang sich in jedem Raum anders verhält. Man kann selbstverständlich die grundsätzlichen Qualitäten beurteilen. Es ist eine Sache der Erfahrung, der Intuition, und deswegen ist es sehr wichtig, dass nicht nur eine Person die Auswahl durchführt, sondern dass man Kollegen hat, die einem mit ihrem Rat und ihrer Erfahrung zur Seite stehen. Es ist ein großer Unterschied, ob man ein Instrument für ein Aufnahmestudio oder für ein Konzertpodium auswählt.“Worin beruht dieser Unterschied?„Das Mikrophon ist ein Instrument an sich, das sehr unfreundlich sein kann. Das heißt, die Klarheit des Klanges ist ungeheuer wichtig. Ein Instrument mit Nebenklängen, die bei einem Konzertinstrument auf dem Konzertpodium zu tolerieren sind, kommt in einem Aufnahmestudio überhaupt nicht in Frage. Der Klang muss soweit sauber sein, dass die Mikrophone nichts oder nur ein Minimum merken. Denn es gibt kein Instrument, das ohne ‚Parasitenklänge’ existiert.“
Wissen Sie schon, wann das neue Klavier in Prag zum ersten Mal gespielt wird?
„Das Instrument ist nach der Anlieferung noch nicht für öffentliche Zwecke oder Aufnahmezwecke spielbar. Es muss in dem Raum noch ein bisschen reifen, sich nach dem Transport beruhigen, es muss reguliert werden. Das heißt, man darf, ja muss sogar darauf spielen, weil sich der Klang durch das Spiel öffnet. Aber bis zur offiziellen Premiere dauert es noch ein paar Wochen. Der Tschechische Rundfunk plant dazu einen besonderen Tag auf dem Sender Vltava, und zwar den 20. Dezember. Tagsüber werden dann viele Pianisten die Gelegenheit haben, das Klavier zu spielen und ihren Eindruck mitzuteilen. Und am Abend wird ein Konzert mit Ivo Kahánek und mit mir im Studio stattfinden, der Tschechische Rundfunk Vltava wird live übertragen.“