Außenminister Kohout in Kiew: Proteste erinnern an November 1989
Derzeit protestieren in der Ukraine Zehntausende gegen die Regierung, weil sie ein Assoziierungsabkommen mit der EU auf russischen Druck gestoppt hatte. Nun war der scheidende tschechische Außenminister Jan Kohout am Donnerstag in Kiew und hat Vertreter der ukrainischen Opposition getroffen.
Kohout begegnete in Kiew auch Arsenij Jazenjuk. Er leitet die größte Oppositionspartei im ukrainischen Parlament, die Vaterlandspartei von Julija Timoschenko. Zudem sprach er mit Oleh Tahnybok, dem Chef der nationalistisch orientierten Partei Freiheit. Der tschechische Außenminister besuchte aber auch das Zentrum der Proteste, den Unabhängigkeitsplatz in Kiew. Inmitten der Demonstrierenden sagte er gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:
„Jeden, der die Ereignisse im November 1989 in der Tschechoslowakei erlebt hat, erinnert die jetzige Situation an die damalige Atmosphäre in der Tschechoslowakei. Mich fasziniert die Entschlossenheit und die optimistische Haltung der Menschen. Sie sind davon überzeugt, dass sie hier nicht umsonst stehen. Sie demonstrieren für eine europäische Perspektive der Ukraine. Im Kontext mit den antieuropäischen Stimmungen in Europa, mit den Befürchtungen vor der bevorstehenden Europa-Wahl ist es eine ganz gute Mahnung an uns. Sie zeigt, dass die Europäische Union ein Wert an sich ist und dass sie als Raum der Freiheit, der Demokratie und des Schutzes der Menschenrechte wichtig ist.“ Mit den Oppositionsvertretern hat Kohout auch über das OSZE-Treffen gesprochen. Gerade dort habe die Tschechische Republik darauf aufmerksam gemacht, dass die ukrainische Regierung, die gerade den OSZE-Vorsitz innehat, auch selbst die Menschenrechte, die Versammlungs- und Meinungsfreiheit sowie die demokratischen Werte respektieren solle, sagte der Außenminister:„Hier in der Ukraine wurde gegen Demonstranten brutal durchgegriffen. Unschuldige Menschen wurden eingesperrt und vor Gericht gestellt. Dies sind Tatsachen, die die Fundamente einer demokratischen Orientierung der Ukraine gefährden.“
In Kürze möchte Kohout den ukrainischen Botschafter in Prag einladen, um ihm seine Beunruhigung über die Situation in Kiew und anderen Städten der Ukraine mitzuteilen.