Ausstellung Tripolis Praga zeigt Kultur in Prag um 1900
Unter dem Titel „Tripolis Praga“ zeigt eine Ausstellung das kulturelle Leben in Prag um das Jahr 1900. Beleuchtet wird das Schaffen deutschsprachiger, jüdischer und tschechischer Autoren.
Um das Jahr 1900 setzte in Prag der wirtschaftliche und kulturelle Aufschwung ein. Die Stadt entwickelte sich zu einer modernen Großstadt in Mitteleuropa. Das jüdische Getto wurde abgerissen und in der Altstadt entstanden neue repräsentative Bauten und breite Straßen. Damit einher ging der gesellschaftliche Aufstieg der Prager Juden, die immer stärkeren Einfluss im kulturellen Leben gewannen. Auch die deutschsprachigen Künstler und Schriftsteller waren nach wie vor stark präsent. Die Prager deutschsprachige Literatur erreichte in dieser Zeit sogar den Höhepunkt ihrer Bedeutung. Und nicht zuletzt konnten auch die tschechischsprachigen Künstler ihre Position im Kulturleben festigen und ausbauen.
Diesen drei Bereichen widmet sich die am Montag eröffnete Ausstellung und daraus leitet sich auch ihr Titel ab: „Tripolis Praga“ steht für das jüdische, das deutsche und das tschechische Prag. Auf insgesamt 400 reproduzierten und auf Schautafeln arrangierten Fotografien versucht die Schau einen Überblick über die Vielfalt des kulturellen Lebens in Prag um 1900 zu geben. Dabei beschränkt man sich nicht auf die bekannten Namen wie Franz Kafka, Egon Erwin Kisch oder Max Brod, sondern stellt auch weniger bekannte Künstler vor.
Daniel Kortschak hat am Montag bei der Eröffnung mit Lucie Černohousová, der Leiterin des Prager Literaturhauses deutschsprachiger Autoren gesprochen. Sie hat die Ausstellung mitgestaltet und schließlich nach Prag gebracht.Frau Černohousová, die Ausstellung hat ja zunächst schon in Deutschland Station gemacht, und ist jetzt erst in Prag angelangt. Wo war die Ausstellung schon?
„Die Ausstellung hat bereits 2001 in Dresden angefangen, woher sie – zwar nicht inhaltlich, aber von der Arbeit her – stammt. Die Autoren dieser Ausstellung sind zwei Professoren der Technischen Universität Dresden, Herr Professor Walter Schmitz, der Direktor des Mitteleuropäischen Zentrums der TU Dresden und Professor Ludger Udolph.“
Ich habe es in der Pressemitteilung gelesen und Sie haben es auch erwähnt: Es war nicht ganz einfach, dass die Ausstellung auch nach Prag gekommen ist. Was war der Grund dafür?
„Da haben Sie total Recht. Es war sehr schwierig. Die Ausstellung war eigentlich für Prag gedacht; das Thema ist ja Prag. Aber sie war noch nie in Prag und es hat sehr lange gedauert. Wir haben die Ausstellung seit Frühjahr dieses Jahres hier. Uns hat es viel Energie, Zeit und auch Kontakte würde ich mal sagen gekostet bis wir sie aufstellen konnten. Aber wenn ich sie jetzt hier in diesen wunderschönen Räumlichkeiten sehe, dann denke ich, hat es sich auch gelohnt.“
Jetzt hat die Ausstellung schon mehrere Stationen in Deutschland hinter sich. Sind jetzt noch weitere Stationen in Tschechien geplant oder ist Prag jetzt sozusagen die Endstation, der krönende Abschluss?
„Nein, es ist noch nicht die Endstation. Die Ausstellung geht wahrscheinlich nach Iglau und auf jeden Fall geht sie im Rahmen der tschechischen EU-Präsidentschaft im nächsten Jahr nach Madrid, um dieses multikulturelle Zusammenleben in Prag auch den Spaniern zu präsentieren.“
"Tripolis Praga"
bis 28. August 2008
Neustädter Rathaus (Novoměstská radnice)
Vodičkova 1 / Karlovo náměstí
Prag 2
täglich außer Montag, 10-18 Uhr