Ausstellung über November-Ereignisse von 1989 will Schüler ansprechen

„Stávka“ / Streik (Foto: Martina Schneibergová)

Der 17. November 1989 ging in die Geschichte ein als der Tag, an dem die Samtene Revolution in der Tschechoslowakei ihren Anfang nahm. An die historischen Ereignisse vor 25 Jahren wird in diesen Tagen in Tschechien mit zahlreichen Veranstaltungen erinnert. Das Kulturministerium in Prag eröffnete am Montag im eigenen Haus eine Ausstellung mit dem Titel „Die Samtene Revolution: Wie es war“.

„Stávka“ / Streik  (Foto: Martina Schneibergová)
Zeitungsartikel, Fotografien, Plakate, Transparente mit der Aufschrift „Stávka“ (Streik), Ansteck-Pins mit dem Logo des Bürgerforums – einfach Dinge, die zu den Novembertagen von 1989 gehörten. Diese Exponate sind in den Räumlichkeiten des Palais Nostitz zu sehen. Zudem können sich die Besucher Rundfunkberichte des Senders Radio Freies Europa aus der Zeit der Samtenen Revolution anhören und diese mit der offiziellen Berichterstattung des damaligen Tschechoslowakischen Fernsehens vergleichen. Über die Ausstellung sprach Radio Prag mit Kultusminister Daniel Herman. Zu den Beweggründen für die Exposition sagte der Minister:

„Die Hauptidee dieser Ausstellung ist die Aufarbeitung der Vergangenheit. Das ist auch für das Kulturministerium ein wichtiges Thema. Denn die Erinnerungskultur gehört zum Mosaik der Kultur insgesamt. Wir möchten vor allem der jungen Generation die historischen Augenblicke des Jahres 1989 zeigen, weil sie zu den wichtigsten Momenten im Leben unserer Generation gehören.“

Daniel Herman und Michael Lukeš  (Foto: Martina Schneibergová)
Gezeigt werden hier die Geschichten des historischen Comics mit dem Titel ´Wir sind immer noch im Krieg´, in dem das Schicksal von Menschen geschildert wird, die in einen Konflikt mit der totalitären Macht geraten. Woher stammen die anderen Exponate?

„Wir zeigen mehrere Archivalien, die uns das Nationalmuseum geliehen hat. In Zusammenarbeit mit dem Verein Post bellum stellen wir einen Teil der Comics aus, die wir vorbereitet haben, als ich Leiter des Instituts für die Erforschung totalitärer Regime war. Zu sehen sind zudem Originalgegenstände wie beispielsweise ein Kopierer, den die US-amerikanische Botschaft im November 1989 den streikenden Studenten zur Verfügung stellte, damit sie ihre Flugblätter und Mitteilungen verbreiten konnten. Ausgestellt ist auch Václav Havels Pullover mit einem Pin des Bürgerforums. Denn eine derartige Ausstellung muss konkret sein, und ich hoffe, dass sie für Schüler und Studenten attraktiv ist.“

Foto: Martina Schneibergová
Daniel Herman rechnet damit, dass hauptsächlich Schüler die Ausstellung besuchen werden. Dem Kulturministerium zufolge haben bereits mehrere Schulklassen ihr Interesse bekundet. Der Minister weist zudem die Meinung zurück, dass die jüngere Generation über die Ereignisse von 1989 wenig wisse:

„Ich bin verhältnismäßig oft in Kontakt mit Schülern, vor allem mit den Gymnasiasten, ich besuche öfter auch die Universitäten. Schüler und Studenten, denen ich begegnete, waren gut informiert und stellten intelligente Fragen. Die Kenntnisse sind natürlich sehr unterschiedlich. Es hängt, glaube ich, sehr mit dem Familienhintergrund zusammen, was die Schüler zu Hause hören. Die Rolle der Schule ist sehr wichtig, aber in diesem Kontext ist die Rolle der Familie noch wichtiger als die der Schule.“

Die Ausstellung „Samtene Revolution: Wie es war“ ist im Palais Nostitz auf der Prager Kleinseite bis zum 21. November zu sehen. Sie ist an den Wochentagen von 10 bis 16 Uhr geöffnet.