Autobahn D8: Ihrer Fertigstellung steht neues Problem im Weg

Autobahn D8

Die Autobahn von Prag nach Dresden bleibt (weiter) unvollendet. Der Grund: Beim tschechischen Teilstück der Straßenverbindung, der Autobahn D8, gibt es erneut Verzögerungen. Am Donnerstag hat das Kreisgericht in Ústí nad Labem eine Entscheidung des Kreises zum regionalen Verkehrsbebauungsplan aufgehoben. Umweltschützer hatten gegen diesen Plan Berufung eingelegt, die Verwaltung des Kreises aber hat dies schlicht ignoriert. Nun muss sie laut Gerichtsbeschluss wieder zurück an den Verhandlungstisch.

Autobahn D8 bei Lovosice  (Foto: www.wikimedia.org)
Das Nadelöhr zwischen Lovosice und Řehlovice bleibt bestehen. Zwischen diesen beiden Orten liegen rund 16 Kilometer, die weiter fehlen – als letzter Abschnitt der Autobahn D8, die ursprünglich im Oktober dieses Jahres durchgängig befahrbar sein sollte. Das wird sie auf keinen Fall sein, weil sich die Planer bei der staatlichen Straßen- und Autobahndirektion (ŘSD), die Regionalpolitiker des Kreises Ústí nad Labem / Aussig und die Umweltschützer immer noch nicht darauf geeinigt haben, wie der Autobahnabschnitt mitten durch das Naturschutzgebiet Böhmisches Mittelgebirge aussehen soll. Deswegen fehlt bis heute die Baugenehmigung für ein fast fünf Kilometer langes Teilstück, in dem es einzigartige Biotope gibt. Nach Vorstellung der Ökoaktivisten soll die Natur dort ausreichend geschützt werden, zum Beispiel durch den Bau eines entsprechend langen Tunnels.

Jana Vaňhová
Der endgültige Verlauf der Autobahn D8 wurde im Jahr 2005 beschlossen und zwei Jahre später begann man mit den Bauarbeiten im Böhmischen Mittelgebirge. Das Urteil des Kreisgerichtes aber hat einige der Arbeiten erneut gebremst. Kreishauptfrau Jana Vaňhová hat deshalb drei Szenarien entworfen, die sie mit Ampelfarben bezeichnet hat. Grün hieße, dass es gelänge, die Umweltorganisationen von weiteren Einsprüchen abzuhalten. Dann ließe sich der fehlende Autobahnabschnitt schon im Jahr 2012 für den Verkehr freigeben, so Vaňhová. Am wahrscheinlichsten aber sei die gelbe Variante. Bei ihr setze man auf die staatliche Politik:

„Mit Hilfe der Regierung und des Parlamentes unserer Republik werden solche Maßnahmen getroffen, die die gerichtlichen Blockaden des Autobahnbaus beenden. Dazu sollten entsprechende Gesetze oder Gesetzesänderungen getroffen werden.“

Im Falle dieser Variante, so Vaňhová, sollte es möglich sein, den Bau des letzten Teilstücks der D8 bis zum Jahr 2013 zu beenden. Wenn aber auch der Gesetzgeber nicht weiterhelfen könnte, dann trete vermutlich die Variante „Rot“ in Kraft:

„Diese Variante tritt ein, wenn die Klagen der Umweltorganisation Deti zeme nicht aufhören. Dann bewahrheitet sich das Katastrophen-Szenario, bei dem die Umweltschützer am Bau der Autobahn nicht interessiert sind.“

Ob das dann das definitive Ende des Autobahnbaus im Böhmischen Mittelgebirge bedeute, ließ Vaňhová indes offen. Doch es gibt auch eine gute Nachricht für alle Autofahrer, die wegen des fehlenden Autobahnstücks immer noch auf Nebenstraßen ausweichen müssen. Eine Kreuzung bei Lovosice und der drei Kilometer lange Teilabschnitt von Lovosice nach Bílinka können nämlich bald für den Verkehr frei gegeben werden, sagte die Leiterin der Autobahndirektion, Marie Nádvorníková.